■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Warten auf Bernd Neumann

Ihr Dilettanten, hätte ich denen von Radio Bremen gesagt, was für einen lächerlichen Popanz von Aufstand habt ihr da inszeniert!

Merke: Ein Direktorium schmeißt man umsonst raus. Die Abfindung für Fernsehdirektor Rüdiger Hoffmann würde eine Million kosten, eine Vertragsauflösung von Hörfunk-Direktor Hermann Vinke kostet mindestens 1,5 Millionen Mark. Verwaltungsdirektor Peter Dany würde vorzeitig eine satte Pension beziehen. Für alle drei müßte die kleine ARD-Anstalt „Abteilungsleiter“suchen und bezahlen.

Vor allem ging es ja um den Kopf von Intendant Karl-Heinz Klostermeier selbst. Angenommen, er würde vor die Tür gesetzt, dann müßte Radio Bremen jetzt einen Nachfolger suchen. Wer würde sich denn da bewerben zwei Jahre vor dem Ende des bisher laufenden Finanzausgleichs? Keine Putzfrau hätte Lust, als Abwicklerin zu dem kleinsten ARD-Sender zu gehen. Wer die Karriere noch vor sich hat, sucht sie anderswo, solange die Zukunft des Senders nicht geklärt ist.

Ahnt Ihr übrigens, warum mit CDU-Chef Bernd Neumann sowas nicht zu machen ist? Er hat die Radio Bremen-Spitze gezielt demontiert, aber stürzen will er sie nicht. Den CDU-Mann Dany hat er aus dem CDU-Fachausschuß Medien rausgeschmissen, als er einmal illoyal war und sich für die Wiederwahl von Vinke einsetzte. Auch Wolfgang Hagen, Wellenchef von Radio Bremen 4, wird nicht mehr zu dem CDU-Gremium eingeladen. Seitdem ist die Kompetenz-Decke sehr dünn geworden in dem CDU-Fachgremium. Das ist kein Nachteil: Neumann muß vor allem Zeit gewinnen. Denn was wird aus ihm, wenn er im September in Bonn vor die Tür gesetzt wird? Soll er dann Hinterbänkler im Bundestag spielen? Soll er Perschau als Spitzenkandidat verdrängen, um dann möglicherweise die Bürgerschaftswahlen für die CDU nicht zu gewinnen und wieder als Chef der CDU-Opposition in Bremen herumzusitzen wie früher? Undenkbar.

Ein Blick in den Kalender zeigt: Die Verträge der beiden Programmdirektoren können in Ruhe auslaufen, Dany guckt sich bereits in Schleswig-Holstein um, wo er in den dortigen CDU-Landesfachausschuß berufen wurde. Denn nur wenn Klostermeier seinen Vertrag bis zum Ende des Jahres 1999 erfüllt, kann Neumann in Ruhe sondieren, was für ihn bleibt nach Bundestags- und Bürgerschaftswahl.

Alles klar? Aber mich fragt ja keiner, schmollt Rosi Roland