■ RatMarkt:
: Ästhetik und Revolution

Soviel Rucksack war noch nie. Der alte Schlaffsack ist längst mutiert zum modischen Daypack mit Kultcharakter. Nicht schuldlos an seiner Auferstehung ist die Biker- Szene. Wer täglich radfährt, weiß eben, wie schön es ist, die Hände frei zu haben. Daß Radler aber nicht nur praktisch denken, sondern auch empfänglich sein können für außergewöhnliches Styling, vermutet anscheinend die Firma Ortlieb. Bekannt für wasserdichte Radtaschen, bietet sie neuerdings auch wohlgeformte Behältnisse für den Rücken an. Ästhetisches Flair ist auf alle Fälle dem Rucksack S-Cape nicht abzusprechen.

Entwickelt hat ihn Ortlieb gemeinsam mit einem anderen Outdoor-Spezialisten, Deuter aus Augsburg. Der Rucksackkörper besteht aus knallig rotem beziehungsweise parkagrünem Cordura-Nylon, der mit einem Reißverschluß schnell zu öffnen und zu schließen ist. Da der „Tzip“ genannte Verschluß auch noch verdeckt ist, kann das Nylon-Ei getrost als vollkommen regendicht angesehen werden. Ausnahme: die schwarze Außentasche, die gleichzeitig als Halterung für den Fahrradhelm dient. Die Auflagenfläche ist geschäumt, das freut den Rücken und sorgt für die notwendige Ventilation. S-Cape schluckt 18 Liter – fürs Tagesgeschäft fast zuviel, für Sport und Touren (in Verbindung mit Trägertaschen) vollkommen ausreichend.

Speedhub hat weniger mit Ästhetik zu tun, dafür um so mehr mit geballter Technik. Und mit allerlei Geraune. Es ist nämlich eine vierzehngängige Nabenschaltung, die eine Zeitlang als Phantomprodukt galt. Was womöglich dem Hersteller Bernhard Rohloff geschuldet war – der war bisher zuständig für hochwertige Fahrradketten, für mehr aber nicht. Für die Weiterentwicklung von Nabenschaltungen zeichnet hierzulande an sich die Traditionsfirma Sachs verantwortlich, die erst vor gut einem Jahr einen neuen Rekord mit der zwölfgängigen Elan aufstellte. Die hat einen Übersetzungsbereich von etwa 340 Prozent (heißt: der größte Gang ist 3,4 mal so lang übersetzt wie der kleinste), wiegt indes satte 3,5 Kilo. Rohloffs Getriebe bringt nicht mehr als 1,7 Kilo auf die Waage und überrascht mit einer Übersetzungsbandbreite von 526 Prozent. Damit ist sie ebenso leistungsfähig wie eine 24-Gang-Kettenschaltung, deren Komponenten in der Regel auch nur einen Gewichtsvorteil von 200 Gramm bringen. Zudem ist die Speedhub wartungsfrei, und ihre Gänge lassen sich bereits im Stehen schalten – mit einem einzigen Drehschaltgriff! Vielleicht hat Rohloff die Nabenschaltungstechnik wirklich revolutioniert – ob er seine Innovation auch verkaufen kann, steht noch in den Sternen. Speedhub wird mit allen Einzelteilen (plus Einbau) um die 1.200 Mark kosten. Demnächst zu haben. Helmut Dachale