Unterstützer in der Offensive

■ HSV schlägt Werder Bremen 2:1. Derweil intensiviert die Fangruppierung „Supporters Club“ihre Bemühungen, sich in die Vereinsführung zu kungeln

Es war ein schönes Fest. Am vergangenen Sonnabend feierte der „HSV Supporters Club“, die 4500 Mitglieder starke Fanvereinigung, seinen fünften Geburtstag. Öffentlich zelebriert wurde das halbe Jahrzehnt beim Regionalligaspiel der HSV-Amateure gegen Delmenhorst. Der 3:1-Sieg beförderte die eh schon gute Stimmung.

Die Laune könnte noch besser werden. Am Dienstag tagt der Aufsichtsrat des HSV. Wie es aussieht, wird das die große Show des Ex-Präsidenten Jürgen Hunke – und indirekt auch die der „Supporters“, die hinter dem agilen Aufsichtsratsmitglied stehen. In der Sitzung geht es vor allem um die Nachfolge des Vorsitzenden Uwe Seeler.

Diesmal hat der Versicherungskönig Hunke besonders gute Chancen, das ihm mehrheitlich ablehnend gegenüberstehende Gremium zu dominieren: „Ich sehe meine Zukunft im Aufsichtsrat, dort ist der Einfluß.“Der HSV ist führungslos, ein Retter wird gesucht. Hunke hält sich für einen, viele „Supporters“auch. Die außerordentliche Mitgliederversammlung nach Saisonschluß soll die Krönung werden.

Die Beziehung zwischen Hunke und den besonderen Fans war stets eine harmonische. Als sich die Unterstützer gründeten („Förderer der Fußball-Bundesliga“), habe Hunke sich „nicht gewehrt“, hat sich „Supporters“-Chef Holger Criwitz gemerkt. Warum hätte der damalige Präses auch bocken sollen? Machtmensch Hunke hatte treue Vasallen gefunden, die Anhänger einen Vertreter für ihre Interessen, die nur anfänglich in der Organisation von Auswärtsfahrten und anderen Serviceleistungen bestanden. „Noch heute ist Hunke ein Befürworter und bei uns Mitglied“, freut sich Criwitz, der in Personalunion auch Leiter der Förder-Abteilung ist, zu der auch die „Supporters“gehören.

Schon bei der Aufsichtsratswahl im November brachten die „Supporters“ihren zweiten Mann durch; ein Posten steht ihnen qua Satzung ohnehin zu. Nun soll auch der Vorstand erobert werden. Zwar dementierte Criwitz gegenüber der taz ein Interesse seiner Organisation an einem hauptamtlichen Führungsposten. Doch im vertrauten Kreis gibt sich der Ober-Fan nicht so zurückhaltend.

HSV-Geschäftsführer Werner Hackmann, der gerne im Vorstand bleiben möchte, lobt schon einmal die „gute Arbeit“der „Supporters“. Es kann nicht schaden, sich frühzeitig mit den grauen Eminenzen der organisierten Anhängerschaft zu arrangieren. Clemens Gerlach