Daum kürt den Meister

■ Leverkusens 3:0 beim 1. FC Kaiserslautern bringt eher Bayern München in Bedrängnis

Kaiserslautern (taz) – So etwas ist man von Christoph Daum nicht gewöhnt. Er sei zufrieden, wenn seine Mannschaft „am Ende Zweiter“ sei „und der 1. FC Kaiserslautern Erster“, ließ der große Motivator nach dem überzeugenden 3:0 seiner Leverkusener im Fritz-Walter-Stadion verlauten. Und nichts weiter? Christoph wäre nicht Daum, hätte er nicht, danach befragt, hinzugefügt, er habe „natürlich nichts dagegen, wenn es mehr sein sollte“. Um aber danach gleich wieder Realist zu sein. Nein, Leverkusen, da ist er sich mit Manager Calmund einig, hat sich nach nun 20 Spielen ohne Niederlage zum Ziel gesetzt, die Bayern aus München zum Tabellendritten zu degradieren. Was nicht nur ihnen gefallen würde; die ganze Bundesliga würde sich amüsieren, bliebe den Bayern am Ende nur die Teilnahme am unattraktiven Europapokal der Pokalsieger – die Lauterer sowieso.

Der 1. FCK mußte außer den Verletzten Andreas Buck und Ratinho kurzfristig auch noch Torhüter Andreas Reinke ersetzen, der sich beim Aufwärmen einen Muskelfaserriß in der Wade zugezogen hatte. Sein Ersatz Lajos Szücs, zunächst vermeintlich souverän, scheiterte bei Beinlichs 0:1 (61.) an seiner mangelnden Spielpraxis und seiner Sprachlosigkeit. Von einem kapitalen Kommunikationsproblem zwischen ihm und dem introvertierten Tschechen Kadlec profitierte Stefan Beinlich.

Danach machte der 1. FCK auf, doch anstatt des Ausgleichs durch einen der schließlich vier Stürmer Marschall, Hristov, Rische und Kuka fiel zwölf Minuten vor dem Spielende das 0:2 durch den überragenden Rink nach Vorarbeit seines Landsmanns Emerson. Kirstens 0:3 in der Schlußminute besiegelte bloß noch die höchste Heimniederlage in den 90ern.

Gegen Duisburg und Rostock hatten die Lauterer in der Vorrunde gegen zwei bessere Mannschaften mit viel Glück gewonnen. Leverkusen aber überstand die erste Halbzeit trotz des Lauterer Ansturms in Richtung Westtribüne ohne Schaden und schlug, ohne sich zu verausgaben, innerhalb einer halben Stunde dreimal zu. Der starke Manndecker Christian Wörns sieht aber trotzdem den 1. FCK als Titelfavoriten Nr. 1: „Wenn sie nicht patzen, werden sie Meister.“ Leverkusen aber hat erst einmal die Aufmerksamkeit der Münchener Bayern auf sich und vom 1. FC Kaiserslautern abgelenkt. Günter Rohrbacher-List

1. FC Kaiserslautern: Szücs – Kadlec – Koch (63. Rische), Schönberg – Reich, Roos, Sforza, Ballack, Wagner (74. Kuka) – Hristow, Marschall

Bayer Leverkusen: Heinen – Nowotny – Wörns, Happe – Zivkovic, Emerson, Ramelow, Beinlich (90. Skammelsrud), Heintze (82. Kovac) – Kirsten, Rink (89. Feldhoff)

Tore: 0:1 Beinlich (61.), 0:2 Rink (78.), 0:3 Kirsten (90.); Zuschauer: 38.000 (ausverkauft)