Wiedervereinigung im kleinen Stil
■ Vorgestern entschieden „Schlingensief-Partei“ und „Partei der letzten Chance“ ihre Vereinigung auf dem Gelände des Praters
Die „Schlingensief-Partei“ und die „Partei der letzten Chance“ (PLC) sind wiedervereinigt: Die neue Partei heißt „Schlingensief- Partei – Partei der letzten Chance“. Erst vor einer Woche hatten sich die Parteien voneinander gespalten.
Jedoch lief die Vereinigung im „Zirkus Sperlich“ wenig harmonisch ab: Zuerst wollte Schlingensief von Annäherungsversuchen der PLC nichts wissen. Dietrich Kuhlbrodt, Kopf der Partei der letzten Chance, hatte im „Wahlkampfzirkus“ am Samstag ein Programm seiner Partei vorgestellt, mit dem sie Christoph Schlingensiefs Vorstellungen anerkannte: „Aktive Neutralität“ und „Hinwendung zur ausgegrenzten Mehrheit“ – damit will Schlingensief in den Bundestag.
Am Sonntag wollte er Kuhlbrodts Programm für seine eigene Partei übernehmen und bot ihm dort einen Listenplatz an. Darauf verließ die PLC geschlossen den Saal. Kurz danach kam sie wieder herein. Ihr Angebot: eine Vereinigung der beiden Parteien und ein Tauziehen um die Listenplätze für die Bundestagswahl. Widerstrebend nahm Schlingensief an.
Einige Minuten später entschied eine nur knappe Abstimmung, den Namen „Schlingensief- Partei“ beizubehalten. Die PLC- Mitglieder verloren dazumal das Tauziehen, womit nur Kuhlbrodt als einziges ehemaliges PLC- Mitglied auf die Landesliste der Schlingensief-Partei kam. Die PLC fand sich damit ab: „Man muß das als Kernverschmelzung verstehen“, bekräftigt Kuhlbrodt.
Die Bestätigung der Landesliste und die Verabschiedung des Programms verliefen dagegen zügig. Nach zwei Stunden beendete Schlingensief den Parteitag.
„Es war ein Horrortrip.“ Der Sieger Schlingensief ist enttäuscht. „Jetzt lernen wir alle an uns selbst, daß Parteipolitik eine riesengroße Scheiße ist. Das Ganze bewegt sich nun zurück zu Inhalten der Chance 2000“, verkündet er. Diese Basisbewegung, die Menschen zu mehr Initiative ermutigen soll, ist einige Wochen älter als die vor einem halben Monat gegründete Bundestagspartei. Christian Domnitz
