Maxx walzt Stern

■ Umwälzungen in der Bremer Kinolandschaft, erste Folge: Das Ufa-Stern bleibt ab sofort geschlossen

Vier Wochen vor der Eröffnung des Cinemaxx am Breitenweg am 30. April brodelt es in der Bremer Kinolandschaft. „Die Ufa-Stern-Lichtspiele bleiben ab 01.04.1998 geschlossen“, heißt es kurz und knapp im Wochenprogramm der Bremer Filiale der Ufa-Theater-AG, die neben dem „Stern“noch den Ufa-Palast am Breitenweg bespielt. „Mangelnde Besucherzahlen sind der Grund für die Schließung“, erklärte ein Sprecher der Ufa in Hamburg auf Anfrage. Das „Stern“mit seinen 700 Plätzen habe schon immer Probleme gehabt: „Das Kino liegt mitten in der City, aber kaum ein Bremer kennt die Carl-Ronning-Straße.“Die nahende Fertigstellung des Cinemaxx sei das Tüpfelchen auf dem I gewesen.

Dem Vernehmen nach wurde über die Schließung des Kinos an der Carl-Ronning-Straße unmittelbar hinter dem Parkhaus Mitte schon seit Wochen spekuliert. „Es ist heruntergekommen“, bringt es Thomas Settje, Leiter des Cinema im Ostertor, auf den Punkt. Wie ein Überbleibsel aus den schlechten alten Zeiten des Kinos haftete dem Theater allenfalls ein musealer Charme an. Doch selbst an Kinotagen mit Preisermäßigung wollten nur noch wenige ZuschauerInnen die Filme in den sieben, zum Teil wohnzimmerkleinen Abspielstätten sehen. Inoffiziellen Angaben zufolge galt das Kino ohnehin nur noch als statistische Größe, um die Zahl der Spielstätten höher zu treiben und so eine stärkere Verhandlungsposition beim Filmverleih zu haben.

Erst kürzlich hatte Cinemaxx-Chef Hans-Jörg Flebbe den Ufa-Kinos Schwierigkeiten vorausgesagt und den Konzern für die Baisse in den 80er Jahren verantwortlich gemacht. Ein leises Triumphgefühl war ihm durchaus anzumerken, mußte sich der expandierende Kino-Betreiber doch in seinen Hannoveraner und Göttinger Anfangsjahren selbst gegen die damals mächtige Kette durchsetzen. Dies bestätigt auch Thomas Settje: „Die Ufa hat immer geblockt.“Die Folge: Nicht einmal für Filmnächte hat sie ihr zugeschlagene Filme für andere Kinos freigegeben.

Unterdessen halten sich in der Bremer Kinoszene Gelassenheit und teilweise offen eingestandene Befürchtungen vor Eröffnung von Flebbes Multiplex-Kino die Waage. „Für kleinere Filme und Filmkunst wird es schwerer, Publikum zu finden“, sagt Settje und wird darin von Manfred Brocki, Co-Leiter der Schauburg bestätigt. „Das mit der Filmkunst ist ein bundesweiter Trend“, fährt Brocki fort, und: Durch das Bremer Cinemaxx werde es zwar am Anfang Umsatzeinbußen geben, „doch das pendelt sich ein“.

Mit der Neueröffnung des Multiplex und der Schließung des Ufa-Stern sind die Umwälzungen in der Bremer Kinoszene aber noch lange nicht abgeschlossen. Neben dem Cinemaxx ist der Bau von mindestens drei weiteren Mulitplex-Kinos in der Diskussion. Neben der UCI, die ein Großkino im Space-Park bauen will, mischt auch Brocki im Geschäft der Kinoriesen mit. Er bewirbt sich für ein Multiplex mit 1.500 Plätzen in Bremen-Vegesack. Darüber, ob auch die Ufa demnächst als Multiplex-Betreiber in Bremen auftritt oder sich mit bewirbt, wollte sich der Firmensprecher nicht äußern.

Die Immobilie des „Stern“-Kinos ist längerfristig gemietet. Wie sie künftig genutzt werden soll, ist zur Zeit noch unklar. ck