Ocean- und Space-Park kommen

■ Investoren aus Berlin und Korea übernehmen die Kosten für die Vergnügungsprojekte / Einzelhandel fürchtet „Aus“für Kleinstunternehmer / Jubel in Bremerhaven

Die Finanzierung von Ocean- und Space-Park steht. Das geht aus einem vertraulichen Vertragsentwurf des Bremer Wirtschaftsressorts hervor, der der taz vorliegt. Dem Papier ist zu entnehmen, daß gestern nach internen Eil-Verhandlungen auf höchster Ebene der Berliner Ramsch-Konzern „Rudis-Reste-Rampe“und die koreanische „Han-Jin-Shipping-Reederei“für die vollständige Finanzierung der Kosten in Höhe von 1,8 Milliarden Mark gewonnen werden konnten.

Zunächst hatte Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) in einer Senatskonferenz das „Aus“der Projekte verkündet. Grund: Investor Jürg Köllmann hatte seine weitere Zusammenarbeit mit dem Bremer Senat aufgekündigt, da Hattig ihm keine erneute Fristverlängerung für ein Finanzkonzept bis Mitte kommenden Jahres einräumen wollte. „Dann wäre der Streit um Ocean- und Space-Park voll im Wahlkampf eskaliert“, hieß es zur Begründung im Senat, berichten Insider. Nur Stunden später konnte Hattig dann aber seinen SenatskollegInnen mit stolzgeschwellter Brust die zwei neuen Großinvestoren präsentieren, die die Vergnügungsparks doch noch pünktlich zur Expo 2000 fertigstellen wollen.

Die vollständigen Kosten in Höhe von 900 Millionen Mark für den Space-Park übernimmt „Rudis-Reste-Rampe“. Das Unternehmen betreibt in der Hauptstadt eine florierende Einkaufskette, in der Restposten zu Dumping-Preisen verkauft werden. Einzige Bedingung des Konzerns: Die Rakete – Symbol des Space-Parks – muß in „Rudis-Reste-Rampe-Rot“gestrichen und mit dem Emblem der Firma versehen werden. Aus üblicherweise gut informierten Kreisen verlautete, daß der Senat dies in einer Sondersitzung noch gestern abend abgesegnet hat.

Ärger wird es aber noch mit den Bremer Einzelhändlern geben. Die Kosten für den Park will „Rudis-Reste-Rampe“über einen sogenannten „Factory-Outlet-Supermarkt“im Space-Park finanzieren. Dort werden Produkte direkt ab Werk verkauft – zu entsprechend niedrigen Preisen. Das sorgte jedoch gestern auf Anfrage der taz für erste erboste Stimmen aus dem Bremer Einzelhandelslager. Verbandschef Wolfgang Brakhane zeigte sich schockiert: „Damit haben die verantwortlichen Politiker die Todesstunde für den hiesigen Einzelhandel eingeläutet.“

Der Ocean-Park wird von der Han-Jin-Shipping-Reederei übernommen und im Original-Entwurf umgesetzt. Im Gegenzug fordern die Koreaner die Überschreibung des ehemaligen Vulkan-Geländes für eine Mark. Nach Angaben aus der Konzernzentrale in Seoul will die Reederei in die internationale Abwrackbranche einsteigen. Auf der alten Werft sollen alte Containerschiffe zerlegt werden.

Zudem überlegt Han-Jin, ein Spezialschiff zu bauen, mit dem alte Ölplattformen abgewrackt werden können. „Eine Branche, die spätestens nach dem Ärger um die Brent Spar enorme Profite verspricht“, erläuterte ein Konzernsprecher. Das sei auch der Grund für die Standortentscheidung Bremen. „Wir brauchen für diese komplizierte Materie entsprechend geschulte Werft-Spezialisten.“

Zuvor ließ sich Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) von Bremerhavens Oberbürgermeister Manfred Richter (FDP) das Gelände der ehemaligen Carl-Schurz-Kaserne überschreiben, da das Vulkan-Gelände auf stadtbremischem Gebiet liegt. Oberbürgermeister Richter zeigte sich gestern gegenüber der taz erleichtert: „Endlich ist die Kuh vom Eis. Es geht aufwärts.“ Jeti/kes