Das Portrait
: Eine Schwäbin fürs Soziale in Hamburg

■ Karin Roth

Warum Karin Roth strahlt, als hätte sie das große Los gezogen, weiß niemand so genau. Heute wird die Sozialdemokratin von der Hamburger Bürgerschaft zur neuen Senatorin für Arbeit, Gesundheit und Soziales in den rot-grünen Senat gewählt. Die 49jährige – nunmehr ehemalige – Chefin des DGB-Nordmark tritt damit die Nachfolge von Helgrit Fischer-Menzel (SPD) an, die wegen Begünstigungsvorwürfen zurückgetreten war.

Roth übernimmt nicht nur eine als unregierbar geltende Mammutbehörde mit 3.400 MitarbeiterInnen und einem Jahresetat von 3,6 Milliarden Mark. Sie erbt von ihren Vorgängern – darunter auch Hamburgs Erster Bürgermeister Ortwin Runde – einen Laden, von dem es heißt, Karrieren auf roten Filzpantoffeln seien an der Tagesordnung gewesen. Über zwanzig Jahre lang „gehörte“ diese Behörde dem SPD- Kreis Nord – Rundes politischer Heimat. Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuß soll nun die Vorwürfe aufklären, die sich immer bedrohlicher auftürmen. „Der Filz liegt fingerdick“, damit hat die CDU-Opposition bereits deutlich gemacht, daß ihr Aufklärungswille mit der Neubesetzung keineswegs gebrochen ist.

Kein leichter Start für eine Senatorin, die noch dazu über keinerlei Verwaltungserfahrung verfügt. „Mir ist nicht bange“, sagt die als streitlustig geltende Powerfrau forsch. An Durchsetzungsvermögen fehlt es der gebürtigen Schwäbin offenbar nicht. Sie hat sich aus einfachen Verhältnissen – die Mutter war Postangestellte, der Vater Steinmetz – über den zweiten Bildungsweg bis zur Chefin des 480.000 Mitglieder starken Gewerkschaftsbundes Nordmark hochgearbeitet. Heute lebt sie im Hamburger Nobelviertel Uhlenhorst mit ihrem Lebensgefährten, dem Bremer SPD-Chef Detlev Albers. Der hatte 1967 als Student das berühmte Transparent „Unter den Talaren der Muff von 1.000 Jahren“ entrollt.

Roth könne sowohl Konzepte entwickeln als auch umsetzen, begründete Runde seine Entscheidung. Er hofft mit dieser „externen“ Lösung die SPD sowie sich selbst aus der Schußlinie zu nehmen. Auf einer Veranstaltung am Montag abend betonte der linke SPDler, Roth wohne zwar im Kreis Nord, sei aber dort politisch nicht eingebunden. Ruft ein Genosse dazwischen: „Aber das schaffen wir auch noch!“ Silke Mertins