Weniger Streiks in den 90er Jahren

■ Gestiegene Arbeitslosigkeit in Europa hat die Kampfeslust gedämpft

Bonn (rtr) – In den 90er Jahren ist in Deutschland erheblich weniger gestreikt worden als in den beiden Jahrzehnten zuvor. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Statistik des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) gab es zwischen 1990 und 1996 je 1.000 Arbeitnehmer im Jahresdurchschnitt 17 Ausfalltage. In den 80er Jahren seien es noch 28 Tage gewesen, in den 70er Jahren sei an 52 Tagen im Jahr gestreikt worden.

Grund für den Rückgang sei der Arbeitsplatzabbau in der Industrie, die traditionell am besten gewerkschaftlich organisiert sei. Zudem kämpften Arbeitnehmer immer mehr in Eigenregie für ihre Interessen. In allen europäischen Ländern habe die gestiegene Arbeitslosigkeit die Kampfeslust der Arbeitnehmer gedämpft, erklärte das Institut weiter. Die einst mit Abstand am streikfreudigsten Italiener reduzierten ihre Arbeitskampfausfälle von 1.511 Tagen in den 70er Jahren auf 198 Tage im laufenden Jahrzehnt. Die beiden größten Streiknationen seien heute Spanien und Griechenland mit durchschnittlich 400 Streiktagen je 1.000 Beschäftigte.