Menschenrechtstreffen in Stockholm ohne Faradsch Sarkuhi

■ Olof-Palme-Preisträger Wei Jingsheng kritisiert Schweden wegen Ausbildung chinesischer Gefängniswärter

Stockholm (taz) – Der Ehrengast war verhindert. Weil die iranischem Behörden Faradsch Sarkuhi noch immer einen Reisepaß verweigern, war der Schriftsteller gestern in Stockholm bei einer Konferenz zum Thema Meinungs- und Pressefreiheit nur per Grußwort vertreten. „Trotz meines tiefen Wunsches, an der Konferenz teilzunehmen, fand ich keine Möglichkeit, dies zu tun“, ließ er ausrichten.

Geladen hatten die World Association of Newspapers und Index on Censorship. Den Rahmen bildete die Unesco-Konferenz „Die Macht der Kultur“, zu der sich derzeit rund 1.000 Delegierte aus 130 Ländern in der schwedischen Hauptstadt eingefunden haben. Prominente Gäste waren der Chefredakteur der kroatischen Zeitung Feral Tribune, Victo Ivancić, Ken Wiwa, der Sohn des 1995 hingerichteten nigerianischen Bürgerrechtlers Ken Saro- Wiwa, und der im November aus dem Gefängnis entlassene chinesische Dissident Wei Jingsheng. Letzterer erhielt den Olof- Palme-Friedenspreis – und verärgerte die schwedische Regierung. In Schweden ausgebildete chinesische Polizisten und Gefängniswärter würden danach ihren Job noch effektiver erfüllen, erklärte er. Der Hintergrund: Beim Wallenberg-Institut in Lund werden Polizisten, Staatsanwälte und Gefängnispersonal aus China, Indonesien, Vietnam und verschiedenen afrikanischen Ländern in „Respektierung der Menschenrechte“ unterrichtet. Laut Wei nutzen die Chinesen das so erworbene Know-how jedoch zur Verschärfung der Kontrolle in ihren Gefängnissen. Reinhard Wolff

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