Handlanger gesucht

■ Dem HSV will niemand vorstehen. Nun sucht man nach neuer Führungsstruktur

Der Hamburger SV sucht weiterhin nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden. Bei einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag lehnte der Favorit Jürgen Werner es ab, die Nachfolge von Uwe Seeler anzutreten. Dieser hatte angekündigt, ab dem 9. Mai nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Ex-Präsident Jürgen Hunke, ebenfalls aussichtsreicher Kandidat auf das Amt, erklärte, nur im Falle eines Abstiegs in die Zweite Bundesliga die Führung des angeschlagenen Vereins übernehmen zu wollen.

Wenn endlich ein Nachfolger für Seeler gefunden ist, soll sich der neue Vorstand aus drei Personen zusammensetzen: dem Vorsitzenden, einem Mitglied, das für Finanzen und Controlling zuständig ist, und einem, das sich um Marketing und den sportlichen Bereich kümmert. Eine konkrete Besetzungsliste konnte Aufsichtsrats-Vorsitzender Udo Bandow aber auch am Dienstagabend nicht bekannt geben. Statt dessen wurde eine vierköpfige Kommission gebildet, die dem Aufsichtsrat Personalvorschläge machen soll.

„Zunächst einmal müssen wir eine Strukturdebatte führen“, erklärte Hunke, selbst Mitglied der Kommission. „Viel wichtiger als eine Personalentscheidung ist die Entwicklung eines Anforderungsprofils der Stelle, die besetzt werden muß.“Er selbst fühlt sich nicht für das Führungstrio berufen: „Ein Vorstand muß die Anweisungen des Aufsichtsrates umsetzen, und ich sehe mich nicht als Ausführer, sondern als visionären Mitarbeiter.“Hunke ist sich sicher, daß die neue Führungsriege aus den Reihen des HSV kommt: „Alle Namen, die bisher genannt wurden sind Blödsinn. Wir brauchen in dieser schwierigen Situation keine externe, sondern eine interne Lösung.“

Wer auch immer den Vorsitz übernimmt: er wird sich auf jeden Fall einem starken Aufsichtsrat gegenüber sehen. Ein Problem, das auch der Leiter der PR-Abteilung beim HSV, Holger Hieronymus, erkannt hat: „Ich habe mir selbst die Frage gestellt, was ein Vorstand eigentlich machen soll, wenn die Macht beim Aufsichtsrat liegt.“

Eberhard Spohd