Kommentar
: Strafe für Ehrenamt

■ Hürden behindern Hilfswillige

Seit Jahren beklagen Politiker und Wohlfahrtsverbände den Mangel an ehrenamtlichen Helfern. Nur etwa 1,5 Millionen Bürger engagieren sich in ihrer Freizeit, ohne einen Pfennig dafür zu kassieren. Dabei zahlt sich ehrenamtliche Arbeit immer aus und ist mit Geld kaum aufzuwiegen. Das gilt vor allem in Zeiten leerer Kassen, in denen etliche Initiativen und soziale Einrichtungen schlicht und ergreifend vor dem Aus stehen, weil kein Geld da ist.

Das Bremer Spendenparlament ist ein lobenswertes Beispiel für ehrenamtliche Arbeit. Rund 200 BremerInnen haben sich zusammengefunden, sammeln Geld und wollen helfen. Doch sie verheddern sich natürlich im Dschungel deutscher Bürokratie. „Mildtätigkeit“ist eben nicht „Gemeinnützigkeit“. Es gibt Verordnungen, Paragraphen und Finanzämter, die peinlichst genau darauf achten, daß alles seine Ordnung hat. Die Ehrenamtlichen wollen nicht verdienen, der Fiskus schon. Erst nachdem sich die Spenden-ParlamentarierInnen die Hacken abgelaufen und etliche Gespräche geführt haben, ist das Finanzamt bereit, ein Auge zuzudrücken. Übrigens: Nach einer Studie des Bundesfamilienministeriums verbringt man in Deutschland 28 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit, aber nur eine Stunde wird dem Ehrenamt gewidmet. Tendenz: rückläufig. Angesichts der Hürden, die man Hilfswilligen in den Weg stellt, kein Wunder. Kerstin Schneider