■ Vorschlag
: Sexy & cool: Make Up auf der Insel

Es war schon eine etwas eigentümliche Szene: Da standen einige ausgewachsene Männer in einem Club in Mitte zusammen, rauchten, tranken und plauderten; und plötzlich, fast wie auf Kommando, fielen sie sich in die Arme, küßten sich ab und weinten auch ein paar Freudentränen. Auf die Frage nach dem Grund erklärten sie, im Frühjahr würde die amerikanische Rockband Make Up zum zweiten Mal Berlin mit einem Besuch beehren. Eine Antwort, die irritieren mag, wo Rockmusik aus den Staaten eigentlich niemand mehr aus dem Häuschen geraten läßt. Make Up aber sind in der Tat an- Make Up Foto: Promo ders als die anderen, sind sexy und schlau, knuffig und cool. Und das nicht „einfach so“, wie man es in letzter Zeit gern mal sagt: Make Up wollen nicht bloß rocken, Spaß haben und ein paar Mark verdienen, die wollen Sendungen und Ideologien loswerden, und das nicht nur via Sounds, sondern auch mit ihren Styles, ihrem Bühnengebaren, ihrem Touralltag.

Schon als Nation Of Ulysses, bei denen drei Viertel von Make Up seinerzeit spielten, stach man Anfang der 90er aus dem mit Straight- Edge und Melodie-hardcore only etwas uniformen Programm des Labels Dischord heraus. Die Band trat in formvollendeten 50er-Jahre-Streetgangstyle auf, hatte den nervösesten und gebreakdownsten Sound aller Dischord-Acts (scheppernd-hysterischer Gesang, unruhige Trompete mit hohem Nervfaktor usw.) und nannte ihr erstes Werk „13-Point Program To Destroy America“. Make Up nun ist die logische Fortsetzung der Ulysses-Nation, auch wenn man musikalisch eine Idee ruhiger und stringenter geworden ist und Sänger Ian Svenonius meint, „inhaltlich“ agiere man „pragmatischer“, weniger über Programme und Metaphern, sondern direkt, spontan und publikumsnäher. Nur Platten hören reicht nicht, Make Up muß man erleben. Und Sturzbäche weinen kann man dann heute abend schon bei der Vorband, denn Razi Isnogood gibt sich mal wieder mit seinen (neuformierten) Golden Showers die Ehre, um Anschauungsunterricht in Sachen Strip-Rock zu geben. Gerrit Bartels

Ab 21 Uhr auf der Insel in Treptow