■ Surfbrett
: Punk über vierzig: Ein guter Rat von Seth

„Burn this flag!“ Yippie-Ideale wischen jeden miesen Tag beiseite unter www.btf.com. Oben eine Streichholzschachtel, darauf ein langhaariger Hippie, der in der einen Hand die brennende Fackel der Freiheitsstatue, in der anderen die amerikanische Flagge hält, was sehr schön noch einmal den Amerikanismus der Antiamerikaner demonstriert, einen Akt der Dekonstruktion darstellt und auch sehr gut zu der Meldung paßt, daß das älteste amerikanische Sternenbanner gerade für 18 Millionen Dollar restauriert wird. So klickt man sich mit wachsendem Frohsinn durch die Dinge, die am liebsten mit einem Sixpack angeschaut werden wollen. Ein rotgefärbter nackter Satan mit satanistischer Braut, eine total sympathische, kokett büromiezenmäßig aussehende Brillenschlange in schwarzem Lederunterzeug und Seth, ein lebenskluger Punk um die vierzig, der schwarzsonnenbebrillt alle wichtigen Lebensfragen beantwortet: „The advice you receive will help guide you in making decisions that will inevitable make you a more successful and enlightened human being.“ Solch einen Freund hätte man gern!

Irgendwo gibt es einen Link zu Pfefferminzfreunden („Mentos – the church“). Auf befreundeten Seiten gelangt man zu „the amazing Parker Quintuplets“, einer recht merkwürdigen, fiftiesmäßig ausschauenden Girlgroup, zum Crank-Magazin, dessen Herausgeber Keanu Reeves sehr haßt und neben RAEL, dem Begründer einer Ufo-Religion posiert, zu exotischen Drogen (über „TOTS – the temple of the screaming electron“) und zum California Highway Patrolman, einer Zeitschrift mit lauter Verkehrsunfallbildern. Die „small town news“ bringen Kurzpolizeiprotokolle über Kleinstvergehen, die sich in einer Kleinstadt bei Montana so zutragen. Zwar muß man öfters klicken, um durchzukommen, doch das, was man dann schließlich kriegt, ist ganz wunderbar und verschönert das Leben am Schreibtisch. Ich fühlte mich beim Lesen jedenfalls recht Twin-Peaks-mäßig. Detlef Kuhlbrodt

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