Nächster Ahaus-Transport steht noch nicht fest

■ Das AKW Lingen in Niedersachsen will allerdings Castoren im Münsterland zwischenlagern

Hannover (taz) – Im niedersächsischen AKW Lingen gibt es noch keine konkreten Vorbereitungen auf einen Transport abgebrannter Brennelemente in das nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus. Das niedersächsische Umweltministerium dementierte gestern, daß in dem Atomkraftwerk bereits ein beladener Castor- Behälter zum Abtransport nach Ahaus bereitstünde. Der Aufsichtsbehörde in Hannover sei von konkreten Transportvorbereitungen nichts bekannt. Ein Sprecher der Betreibergesellschaft Vereinigte Elektrizitätswerke (VEW) hatte am Montag angekündigt, daß „demnächst“ abgebrannte Brennelemente von Lingen nach Ahaus transportiert würden.

Für den nordrhein-westfälischen Innenminister Franz-Josef Kniola (SPD) kommt allerdings vor den Bundestagswahlen kein weiterer Ahaus-Transport in Frage. Vor weiteren Transporten müsse es zunächst Gespräche über einen Energiekonsens geben, sagte Kniola. Diese Gespräche hätten mit der jetzigen Bundesregierung keinen Sinn mehr. Auch der niedersächsische Innenminister Gerhard Glogowski hatte bereits angekündigt, daß es ins Zwischenlager Gorleben vor der Bundestagswahl keine weiteren Castor-Transporte geben werde. Wie es mit den Gorleben-Transporten weitergeht, hängt für Glogowski „vom Ausgang der Wahl ab“.

Die VEW haben nach eigenen Angaben in Ahaus seit langem Stellplätze für Castor-Behälter mit Müll aus ihrem AKW Lingen gemietet. „Diese Option, Brennelemente aus Lingen nicht wiederaufarbeiten zu lassen, sondern bis zur direkten Endlagerung zwischenzulagern, wollen wir jetzt auch wahrnehmen“, sagte gestern eine VEW-Sprecherin. Den Vertrag mit dem von Lingen etwa 80 Kilometer entfernten Zwischenlager Ahaus habe man seinerzeit auch wegen der räumlichen Nähe abgeschlossen. Einen Termin für den ersten Brennelementtranport in das Zwischenlager gebe es jedoch noch nicht, sagte die VEW-Sprecherin. Von daher gebe es auch keinen Widerspruch zwischen der Ankündigung, demnächst zu transportieren, und der Aussage des nordrhein-westfälischen Innenministers, daß es vor der Bundestagswahl keinen weiteren Ahaus-Transport geben werde.

Das niedersächsische Umweltministerium wollte gestern den Vorwurf nicht gelten lassen, man exportiere in das benachbarte Nordrhein-Westalen Atommüll aus Lingen, anstatt ihn im niedersächsischen Gorleben zwischenzulagern. Die VEW seien ein nordrhein-westfälischer Energieversorger, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Auch werde der Strom aus Lingen nach Nordrhein-Westfalen geliefert. Jürgen Voges