Schröder stellt Schröder in Paris vor

Der Kanzlerkandidat der SPD gibt in Paris einen kurzen Vorstellungsbesuch. Im Gegensatz zu Parteichef Lafontaine war er in Frankreich bisher kaum bekannt  ■ Aus Paris Dorothea Hahn

„Schröder? Connais pas!“ hieß es in Paris über den Kanzlerkandidaten der SPD. Weder bei der Schwesterpartei PS noch am Sitz des Premierministers war bekannt, was er politisch plant. Bis gestern. Dann reiste der Mann aus Hannover in Begleitung des in Frankreich bekannten SPD-Chefs Oskar Lafontaine und einer Übersetzerin zum Halbtagsbesuch an, um sich vorzustellen.

Die SPD-Delegation wurde an zweithöchster Stelle im Staat Frankreich empfangen. Nach dem Mittagessen mit Premier Jospin und einem Gespräch im Hauptquartier der PS stellte PS-Chef François Hollande der Presse einen grinsenden, zu seiner Linken sitzenden „Genossen Oskar, den wir schon von unserem Kongreß in Rennes kennen“, und einen streng dreinblickenden, rechts sitzenden „Gerhard Schröder, der all unsere Ermutigungen hat“ vor.

Hollande versicherte, daß Schröder nach seinem Wahlsieg eine Rede in der französischen Nationalversammlung halten dürfe. Er erklärte minimalistisch, daß es „wichtig ist, daß es mehr Gemeinsamkeiten zwischen Sozialisten in Europa als zwischen Sozialisten und Konservativen geben muß“, und definierte die unterschiedlichen politischen Figuren seiner Bewegung so: Tony Blair ist Tony Blair, Lionel Jospin ist Lionel...“

„Und ich“, griff der Besucher auf, „bin der deutsche Gerhard Schröder.“ Dann berichtete er, daß er mit seinen Gesprächspartnern „in vielen Fragen einer Meinung“ sei, um umgehend Innerdeutsches anzusprechen. Ausführlich beschrieb er das „gigantische Beschäftigungsprogramm Aufbau Ost“ und versicherte, es werde eine „Verstetigung der öffentlichen Investitionen“ geben, was seiner Übersetzerin Probleme bereitete: „Was ist Verstetigung?“

Den Euro bezeichnete Schröder erneut als „Frühgeburt – aber eben auch ein Kind“. Die Euro-Kritik und die Frage; „War seine Einführung richtig?“ verwies er gestern in Paris an die Historiker. Über die französischen Sozialisten sagte er nur einen Satz: „Ich schätze an ihnen, daß sie Genossen sind.“ Über Jospin sagte er nichts.

Anfang März waren die Reaktionen der regierenden französischen Sozialisten auf die Kür Gerhard Schröders zum Kanzlerkandidaten nicht gerade euphorisch ausgefallen. „Wenn die Sozialdemokraten in Bonn die Wahlen gewinnen, dann ist das sicher eine gute Sache“, hieß es damals kurz nach Schröders Ernennung im Matignon Palais, Jospins Sitz. An den bilateralen Beziehungen, für die es in vielen Jahren gefestigte Institutionen gebe, würde ein Personenwechsel im Bundeskanzleramt „ohnehin nichts ändern“, versicherte man beschwörend.