Auf der Suche nach der vergessenen Perspektive

■ FU-Frauen planen eine Ausstellung über Geschichte von Frauen an der Freien Universität

Fünf Jahrzehnte Freie Universität (FU): Grund genug, um Bilanz zu ziehen und zurückzublicken auf bewegte Jahre von der Gründung als Reformuniversität bis heute. Und das alles fast ohne Frauen – so scheint es zumindest, wenn man in die bisherigen Publikationen zur Geschichte der FU schaut. Diese Lücke in der Geschichtsschreibung soll eine Ausstellung zur Frauengeschichte im Oktober dieses Jahres schließen. Die Lebenswege von Frauen, die an der FU studierten, lehrten, forschten und arbeiteten, werden nachgezeichnet – aus Sicht der Frauen.

Die Ausstellungsmacherinnen unter der Projektleitung der Historikerin Hendrike Hülsbergen wollen nicht nur Heldinnen präsentieren, erklärt Mitarbeiterin Stefanie Marggraf, „sondern die Vielfalt an weiblichen Karrieren zeigen“. Dazu gehören wissenschaftliche und außeruniversitäre, herausragende und unspektakuläre Frauenleben an der FU. In drei thematische Schwerpunkte gliedert sich die Chronologie der Frauengeschichte, von 1948 über die Studentenbewegung, die damit beginnende Neue Frauenbewegung bis zur institutionellen Frauenförderung seit den 80ern.

Schon in der Gründungsphase der FU bis 1964 lag der Frauenanteil bei einem Drittel, darunter die Chemikerin Eva Heilmann, die 1947 in einer Studentenzeitung ihre Kommilitoninnen aufforderte, ihre Rechte zu nutzen, oder die Historikerin Margherita von Brentano, die später als erste Vizepräsidentin Mitglied der Hochschulleitung wurde. Frauen waren zwar formal gleichberechtigt, doch vor allem als Lehrende blieben sie unterrepräsentiert. Daran hat sich wenig geändert: obwohl heute mehr als die Hälfte der Studierenden weiblich ist, gibt es nur 5,5 Prozent Professorinnen.

Im zweiten Teil der Ausstellung geht es um studentischen Protest 1964–1974, die Entstehung der APO, die Ablösung der Frauen aus dem SDS und den Beginn der Neuen Frauenbewegung. Der letzte Schwerpunkt: die Institutionalisierung der Frauenbeauftragten, die ersten Frauenforschungslehrstühle und die umstrittene staatliche Frauenförderung.

Daneben soll es Diskussionsforen und Veranstaltungen mit ehemaligen FU-Frauen wie Jutta Limbach oder Herta Däubler-Gmelin geben. Für die Umsetzung weiterer Ideen fehlen bislang die finanziellen Mittel, auch wenn Kosten für die Realisierung der Ausstellung über die Unileitung abgedeckt sind. „Je mehr Spenden wir bekommen, desto größer kann die Ausstellung werden“, so Marggraf, „wir sind auf der Suche nach Sponsoren.“ Heike Gläser

Kontakt: Christine Färber, Tel.: 838 42 59