Press-Schlag
: Sherlock Hoeneß läßt nicht locker

■ Uli und die Detektive: Das Privatleben der Fußballprofis von Bayern München

Als bekannt wurde, daß die Dallas Cowboys vor der letzten Saison im Trainingslager Überwachungskameras aufgehängt hatten, waren die Reaktionen überwiegend positiv, selbst bei vielen Spielern. Schließlich ist das Footballteam seit Jahren sportliches Synonym für Drogenexzesse, Trunkenheit und sexuelle Gewalt. Genützt hat die Maßnahme allerdings wenig. Am Ende der Vorbereitung schlugen die Profis ihr Quartier kurz und klein, inklusive der Kameras.

Kein Modell für Bayern München, das sich lieber einer ebenfalls von den Dallas Cowboys erprobten Variante zuneigte: der Einschaltung von Detektiven. Im Falle Mario Basler fanden die Schnüffler an einem Tag vor ungefähr drei Monaten beispielsweise heraus, daß er sich um 22.30 Uhr zu Hause aufhielt. Das Ergebnis der Recherche sei, so Bayern- Manager Uli Hoeneß, Basler unverzüglich mitgeteilt worden. Da wird er sich aber gefreut haben, daß ihn erst irgendein Idiot aus dem Schlaf reißt, der dann gleich auflegt, und, wenn er gerade wieder schön eingeratzt ist, Uli Hoeneß anruft und ihm verrät, daß er sich momentan gerade in seiner eigenen Wohnung befindet.

Sorgen bereitet den Bayern natürlich jene Indiskretion, welche die Detektivgeschichte nunmehr auffliegen ließ. Klar, daß sofort eine neue Agentur gefunden werden mußte, um alle undichten Stellen auszuschalten. Was Uli Hoeneß jedoch nicht ahnt, ist, daß die taz längst eine Detektei beauftragt hat, die detektivischen Aktivitäten der Münchner zu verfolgen. Hier nun das Protokoll eines brisanten Telefongesprächs:

Gottfried Adler: Detektivbüro Adler-Auge, guten Tag, womit kann ich dienen?

Uli Hoeneß: Hier Hoeneß, ich habe einen delikaten Auftrag für Sie.

Adler: Doch nicht der Hoeneß?

Hoeneß: Nein, der nicht. Ich bin der Bruder.

Adler: Aha.

Hoeneß: Ich möchte gern, daß Sie einige Angestellte von uns observieren.

Adler: Den Saufkopf?

Hoeneß: Wie meinen?

Adler: Na diesen Basler, der schluckt wie ein Loch und mehr raucht als die gesamte Bevölkerung von Kalifornien.

Hoeneß: Sagen Sie mal, welche Zeitung lesen Sie eigentlich?

Adler: Zeitung?

Hoeneß: Schon gut. Ja, Basler. Ich wüßte gern, was der Bursche so treibt, wenn er nicht gerade schläft.

Adler: Na, Fußball spielen.

Hoeneß: Kleiner Schlaumeier, wie?

Adler: Geschenkt. Wen noch?

Hoeneß: Struuunz.

Adler: Gut, da beauftrage ich einen Rentner. Der müßte das schaffen. Spart Ihnen Kosten.

Hoeneß: Prima, so lieb' ich das. Dann Scholl.

Adler: Der Raufbold, dem alle Frauen weglaufen?

Hoeneß: Ich weiß, welche Zeitung Sie lesen.

Adler: Du solltest Detektiv werden, Kleiner. Na, nix für ungut. Weiter im Text. Was ist mit Kahn?

Hoeneß: Überflüssig, den lassen wir so selten aus seinem Käfig, der kann nichts Großes anstellen. Lieber Trapattoni.

Adler: Wie bitte? Ich hätte nie gedacht, daß dieser würdige, grauhaarige Herr...

Hoeneß: Was, was?

Adler: Na, Drogen, Weiber, Suff.

Hoeneß: Quatsch. Ich will wissen, ob er noch regelmäßig seinen Deutschkurs besucht. Vielleicht filzen Sie bei Gelegenheit seine Wohnung. Wir hatten da mal einen langen Schwarzen, bei dem lag das Deutschlehrbuch noch nach sechs Monaten eingeschweißt genau dort, wo ich es hingelegt hatte.

Adler: Was ist mit Beckenbauer?

Hoeneß: Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Marlowe.

Adler: Matthäus?

Hoeneß: Können Sie vergessen. Auf den paßt wieder Lolita auf. Da kommt kein Detektiv mit. Aber Elber sollten Sie im Auge behalten. Ich muß unbedingt wissen, wie oft er Kontakt mit einem gewissen Mayer-Vorfelder hat. Kann gut sein, daß der Kerl ein U-Boot ist.

Adler: U-Boot?

Hoeneß: U-Boot, Maulwurf, Spitzel. Eine Art brasilianischer Undercover-Schwabe, der verhindern soll, daß wir Meister werden.

Adler: Verstehe. Noch was?

Hoeneß: Ja, das Wichtigste: Samstag, 15.30 Weserstadion. Da ist das nächste Bundesligaspiel, und ich wüßte gar zu gern, was bei uns eigentlich auf dem Platz vor sich geht. Matti Lieske