Das Portrait
: Grand Dame des Feminismus

■ Bella Abzug

Die streitbare US-amerikanische Feministin Bella Abzug starb am Dienstag im Alter von 77 Jahren.

Ihr Markenzeichen waren große breitkrempige Hüte. Als frischgebackene Anwältin hatte Bella Abzug erlebt, daß Richter sie für die Kanzleisekretärin hielten. Um solchen „Mißverständnissen“ vorzubeugen, trug die junge Anwältin fortan riesige extravagante Hüte.

1921 wurde sie als Bella Savitzky, Tochter russisch-jüdischer Emigranten, in New York geboren. Mit 13 Jahren fiel sie das erste Mal als feministischer Dickkopf auf: Als ihr Vater starb, bestand sie darauf, ein ganzes Jahr lang jeden Tag in der Synagoge den Kaddisch aufzusagen. Ein Brauch, der nur Söhnen vorbehalten ist.

Als sie aufgrund ihres Geschlechts von der Universität Harvard abgelehnt wurde, schaffte sie als eine der ersten Jurastudentinnen die Einschreibung an der Columbia- Universität. Nach ihrem Abschluß verteidigte sie in der Zeit des Ku-Klux-Klan unerschrocken in den Südstaaten Schwarze.

1970 wurde die Demokratin in das Repräsentantenhaus gewählt. 1971 gehörte sie zu den vier demokratischen Abgeordneten, die die Amtsenthebung des Präsidenten Richard Nixon forderten, weil er in Vietnam einen „illegalen Krieg“ führe.

Sie gründete eine der größten internationalen Frauenorganisationen, die Women's Environment & Development Organization. Sie organisierte die erste weltweite UNO-Frauenkonferenz in Mexiko-Stadt. Ihr Auftritt auf der UN-Frauenkonferenz 1995 in Peking ist unvergessen. Schwer und schön mit einem großen Strohhut lehnte sie am Pult des Plenarsaals und hielt die feurigste Rede, die das chinesische Konferenzzentrum je erlebt hatte: „Zuerst haben sie uns einen Tag geschenkt, den Internationalen Frauentag“, sagte Abzug. „Dann schenkten sie uns 1975 bis 1985 eine ganze Dekade. Damals habe ich gesagt, wer weiß, wenn wir brav sind, dann lasssen sie uns vielleicht irgendwann einmal ganz mitmachen. Also, wir waren nicht brav – und jetzt sind wir hier angekommen.“

In ihren letzten Lebensjahren war sie auf den Rollstuhl angewiesen. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, bis wenige Monate vor ihrem Tod als Rednerin aufzutreten. Sie wuchtete sich aus dem Rollstuhl, stemmte sich hoch ans Redepult und legte mit jugendlichem Elan los. M. Eck/B. Debus