Verdrängtes

Königin Beatrix widersprach

bereits 1995 dem Mythos, die Niederländer hätten in ihrer überwiegenden Mehrheit

Widerstand geleistet:

„Der Krieg bedeutete unvorstellbares Leid. Wie schwach das Herz in solcher Not sein kann, darf nicht vergessen werden. Die Erinnerung an jene Tage ist nach einem halben Jahrhundert manchmal zu stark schwarzweiß gefärbt. Will man ein korrektes Bild zeichnen, so darf man nicht verschleiern, daß außer mutigem Handeln auch passives Verhalten und aktive Unterstützung des Besatzers vorgekommen sind.“

Die Erinnerung an den „Hungerwinter“, der kurz vor Kriegsende noch 15.000 Holländer das Leben gekostet hatte, und der beginnende Wiederaufbau erlaubten kein Mitgefühl mit den Juden, die gerade zurückkehrten. Niederländer gaben den Überlebenden zu verstehen, daß sie das Leid gefälligst nicht monopolisieren sollten.

Bereitwillig wurde verdrängt, daß 25.000 bis 30.000 Holländer als SS-Freiwillige kollaboriert hatten, viele an der Front für Hitlers „Großdeutschland“ gestorben waren. Daß jede Stadt, jedes Dorf seinen „NSBer“ hatte, wie die Anhänger der „Nationaal Socialistische Beweging“ hießen. Und daß mit Unterstützung durch Polizei und Eisenbahner von 140.000 Juden, die in den Niederlanden lebten, 107.000 verraten, abgeholt und deportiert worden sind. H. R.

(5. Mai 1995, 50. Jahrestag der Befreiung)