■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Allein unter Platzhirschen

In Bremen ist ja demnächst ein gutdotierter, wichtiger Job zu vergeben. Denn all die staatlichen Scheinfirmen, die sich mühen, die Wirtschaft in unseren Grenzen zu fördern, werden unter einem Dach zusammengefaßt. Die neue Ober-Gesellschaft hat gleich auch den passenden großen Namen: BIG, was soviel heißt wie Bremer Investitionsgesellschaft. Dieser Laden braucht einen Chef.

Aber was soll dieser Chef, eine Chefin ist wohl ohnehin undenkbar, denn so alles können? Wen soll er alles kennen? Diese Frage bewegte jüngst auch die Herrschaften im Aufsichtsrat der HIBEG. Diese berüchtigte Finanz-Geheimwache des Senats, gestählt aus zahlreichen Vulkan-Deals und vertraulichen Grundstücksgeschäften, soll ja ebenfalls in der BIG aufgehen.

Nun sitzt in dem Gremium der HIBEG aber neben lauter alteingesessenen, von Wirtschaftssenator Josef Hattig, seinem umtriebigen Staatsrat Frank Haller, dem Ober-Finanzgenie Ulrich Keller aus dem Finanzressort bis zu Jürgen Holtermann, dem Planer aus der Senatskanzlei, auch eine Zugezogene: Ursula Luther, die Bausenator Bernt Schulte kürzlich aus Berlin als Staatsrätin an die Weser geholt hat. Die gute Frau eckt sowieso gerne mal an in der Bremer Männerriege. Sie verdirbt es sich mit der Hafen- und Wirtschaftslobby, weil sie einfach nicht einsehen mag, daß der schöne alte Überseehafen, an dem man so herrlich wohnen könnte, für den Großmarkt zugeschüttet werden soll. Und auch im HIBEG-Aufsichtsrat stellte sich die Stadtplanerin quer

Die Runde debattierte über den Text der Ausschreibung für die neue Stelle des Bremer BIG-Chefs. Die Herren hatten sich das alles ganz praktisch ausgedacht. Sie wollten als Voraussetzung für den Job eine genaue Kenntnis der Bremer Politik und Wirtschaft verankern. Frau Luther reagierte erbost, denn es war ihr klar, daß die Herrenriege damit den Job gleich ihrem Favoriten Ulrich Keller zugeschachert hätte. Luther setzte sich durch, in der Ausschreibung wurde der fragliche Passus nicht erwähnt. Das ist wacker, denn die Stadt kann ja ein bißchen frisches Blut – und frisches Hirn – gut vertragen. Nutzen wird es am Ende wohl nichts, denn Keller wird den Job trotzdem bekommen. Und die gute Frau Luther hat sich mit solchen Aktionen den Zorn der Platzhirsche zugezogen und dürfte bald aus dem Städtchen gemobbt werden, befürchtet Rosi Roland