Schadensbegrenzung bei Expo-Flop

■ Bremen will gekippte Projekte nur in Vorstufe zeigen

In der Expo-Zentrale in Hannover ist man leicht vergrätzt über Bremen. Daß die hochtrabenden Pläne zur Weltausstellung der Hansestadt jetzt in sich zusammenbrechen, paßte gestern überhaupt nicht zur Präsentation der sogenannten „weltweiten Projekte“, zu denen auch die Bremer Vorhaben zählen.

Nachdem bereits im vergangenen Jahr 178 Projekte vorausgewählt worden waren, hat die Jury jetzt weitere 50 zur Registrierung vorgeschlagen. Insgesamt sind zu 123 Projekten bereits bilaterale Verträge mit einigen Bundesländern abgeschlossen worden, so daß diese jetzt mit dem offiziellen Expo-Status werben dürfen. Sie kommen zudem in den Gesamtkatalog der Weltausstellung und werden im Deutschen Pavillon präsentiert. Aus Bremen ist unter diesen Favoritenmodellen kein Projekt dabei.

Zu dem Expo-Desaster der Hansestadt hielt man sich in Hannover bedeckt. „Das reihenweise Projekte nicht fertig werden, ist nicht vorgesehen. Das sollte bei der Anmeldung klar sein“, sagte Projektleiter Bernd Lüdecke. Wie berichtet, liegen in Bremen fünf der sechs vorgeschlagenen Großprojekte nicht im Zeitplan. Andere wurden abgelehnt oder zurückgezogen.

Im Bremer Rathaus übt man sich jetzt in Schadensbegrenzung. „Der Expo-Termin war auch eine wichtige Antriebsfeder, um weit darüber hinaus wirkende Projekte auf den Weg zu bringen. Ihre Anziehungskraft für den Standort Bremen werden sie auch dann entfalten, wenn sie zur Expo nur in einer Vorstufe präsentiert werden können“, so Senatssprecher Klaus Sondergeld. Im Rathaus hält man es unter finanziellen Gesichtspunkten für nicht vertretbar, noch nicht zu Ende gereifte Projekte „übers Knie zu brechen“. Trotzdem soll es nach Meinung des Senatssprechers möglich sein, die Expo mit gezielten Marketingmaßnahmen zu nutzen, „um für Bremen und seine bestehenden wie hinzukommenden Attraktionen zu werben. Darauf werden sich Expo-Beauftragter, Bremer Touristik Zentrale und Bremer Marketing GmbH konzentrieren.“

In anderen Bundesländern mißt man den Expo-Bewerbungen – die in Bremen 3,8 Millionen Mark allein für Marketing verschlingen – übrigens einen ganz anderen Stellenwert bei. „Die Expo-Registrierung ist eine Anerkennung, mit der man im Hinblick auf Standort- und Tourismuswerbung offensiv umgehen kann. Diese Chance sollte man sich nicht entgehen lassen“, so die nordrhein-westfälische Stadtentwicklungsministerin Ilse Brusis. Aus diesem Grund haben die Düsseldorfer Planer ihren Job auch schon Mitte 1995 aufgenommen. Start des Expo-Programms war im Herbst 1994. In Bremen existiert der Marketingplan inklusive Etat erst seit 1997. Das Resultat: In Nordrhein-Westfalen sind 16 Projekte bereits vertraglich registriert, weitere vier folgen. In Bremen schaffen es neben dem großen Projekt „Stadt am Fluß“– hinter dem sich der Schlachte-Umbau versteckt – voraussichtlich nur vier Kleinprojekte. Jens Tittmann