Übrig bleiben die, die nicht wegkönnen

■ Schöneberger Prävention: Schulhofbetreuung und Deutschkurse gegen sozialen Sprengstoff

„Für den Schöneberger Norden ist es fünf vor zwölf.“ Das ist das Fazit der zuständigen Bezirksstadträtin für Jugend, Schule und Sport, Ulrike Herpich-Behrens. Anlaß dieser düsteren Prophezeiung: die erste öffentliche Sitzung der Arbeitsgruppe Schule des vor kurzem gegründeten „Präventionsrats Schöneberger Norden“. Jetzt will der Bezirk Maßnahmen ergreifen, um ein „Umkippen“ der Gegend zu verhindern.

Lediglich ein knappes Dutzend von Streetworkern, Lehrern und engagierten Eltern war am vergangenen Donnerstag der Einladung der Jugendstadträtin zur Diskussion gefolgt. Zu kämpfen hat der Bezirk vor allem mit der Abwanderung von Familien, deren Kinder das Grundschulalter erreichen. Während wohlhabende Familien zunehmend in Randbezirke oder ins Brandenburger Umland ausweichen, steigt in Innenstadtbezirken wie Schöneberg der Anteil von Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern und Migranten. Allein bei den Sozialhilfeempfängern nimmt Schöneberg berlinweit den fünften Rang ein. Besonders hoch ist mit 30 Prozent der Anteil alleinerziehender Mütter, jedes vierte Kind in Schöneberg lebt von der Stütze. Dies führt bei vielen zur Angst vor sinkenden Bildungschancen der Kinder. Ein Grund für die Bezirksflucht, so die Jugendstadträtin, liege in der multikulturellen Zusammensetzung des Stadtteils.

Unter dem Stichwort „Schule neu gestalten“ will die Arbeitsgruppe nun ein Programm entwickeln, um die Identifikation mit den Schöneberger Schulen und ihrer multikulturellen Zusammensetzung zu steigern. In Zusammenarbeit mit Eltern, Jugendeinrichtungen und freien Trägervereinen soll die Institution Schule nach außen geöffnet werden. Angedacht ist die Nutzung von Räumen für Ausstellungen oder Beratungsangebote bei Erziehungsproblemen. „Die Schule muß sich profilieren“, so ein Mitarbeiter der Planungsstelle des Bezirks. Geplant sind auch Deutschkurse der Volkshochschule insbesonders für türkischsprechende Mütter.

Vier Projekte sind in Planung. Die Fortsetzung der Anti-Gewalt- Programme an Schulen, die gemeinsame Aufarbeitung von Schulgeschichte sind darin ebenso enthalten wie eine Schulhofbetreuung als Spielangebot für den Nachmittag oder der Ausbau der sogenannten Schulstationen. Dabei stehen Pädagogen während der Unterrichtszeit den Kindern und Jugendlichen als Beratungsstelle zur Verfügung.

Der Vertreter des Abschnitts 41 stellte die Präventionspläne der Polizei vor: Demzufolge sollen junge Beamte häufiger Präsenz an Schulen zeigen, um die Polizei aus ihrer Sonderrolle herauszunehmen und Kontakt zu den Jugendlichen aufzubauen. Finanziert werden sollen die Maßnahmen vor allem über ABM-Stellen, schließlich ist im öffentlichen Dienst in Schöneberg seit drei Jahren ein Einstellungsstopp verhängt. Andreas Spannbauer