Gegen Ausgrenzung und Armut

■ Erwerbslose protestieren morgen vor der CDU-Zentrale am Leinpfad gegen Massenarbeitslosigkeit und Regierungspolitik

Wenn Hamburgs Arbeitsamtschef Olaf Koglin am morgigen Dienstag die neuesten Zahlen in Sachen Erwerbslosigkeit verkündet, wollen die Arbeitsloseninitiativen der Hansestadt erneut protestieren. „Die Kohl-Regierung ist im wesentlichen verantwortlich für den Sozialraub, auch wenn sie zu manchen Maßnahmen vom FDP-Koalitionspartner getrieben wurde“, erläutert Helmuth Diekwisch vom „Verein zur Betreuung der Arbeitslosen- und Selbshilfegruppen“. Deshalb werde diesmal auch nicht vor dem Arbeitsamt demonstriert, sondern vor der hanseatischen CDU-Zentrale am Leinpfad. Die „Pro-Test-Aktion gegen Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung und Armut“findet nicht morgens, sondern um 17 Uhr statt. So soll auch „Noch-Erwerbstätigen“die Möglichkeit eröffnet werden, teilzunehmen.

Zu den Erwerbslosenaktionen rufen auch die IG Metall und die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) auf. Beide Organisationen sind derzeit besonders vom Strukturwandel ganzer Branchen betroffen. Während in der Metallindustrie das Schlagwort „Outsourcing“die Runde macht – die Auslagerung ganzer Betriebs-teile aus Unternehmen in eigenständige Kleineinheiten –, kämpft die HBV bei Banken und Versicherungen mit dem Problem des „Insourcing“– der Konzentration von selbständigen Tochter-Unternehmen unter das Dach der Konzernmutter.

Der Chef der IG Metall Küste, Frank Teichmüller, hatte daher unlängst in Hamburg zur Kehrtwende in der Gewerkschaftspolitik aufgerufen. „Das Thema Arbeitslosigkeit ist nicht nur eins, das Erwerbslose betrifft.“Es sei antiquiertes Handeln, sich als Gewerkschaft ausschließlich auf die erwerbstätigen Mitglieder zu konzentrieren. Teichmüller initiierte daher die Bildung eines „sozialen Netzwerks“zwischen Arbeitslosen und Erwerbstätigen. Kai von Appen

Die „Pro-Test-Aktion“findet am 7. April um 17 Uhr vor der CDU-Zentrale am Leinpfad statt