Unterm Strich

Das Pressegespräch zur Berlin Biennale wird zwar erst am Mittwoch stattfinden. Doch wir können selbstverständlich schon melden, was die Kuratoren Hans-Ulrich Obrist, Klaus Biesenbach (Kunst- Werke, Berlin) und Nancy Spector (Guggenheim Museum, New York) sagen werden. Nein, eine Künstlerliste gibt es noch nicht, man hat ja schließlich von Catherine David und der documenta X gelernt, dafür wird es, man hat ja schließlich von Frau David gelernt, eine Diaprojektion geben, in der die fünf Orte vorgestellt werden, an denen die Biennale stattfinden soll.

Na ja, vielleicht erübrigt sich diese Diaprojektion in Berlin auch, da hier die Orte bekannt sind: die Kunstwerke in der Auguststraße, das Postfuhramt in der Oranienburgerstraße, die Akademie der Künste am Pariser Platz, das Haus der Kulturen der Welt und eine ehemalige Bank am Bebelplatz. In New York jedenfalls gab es Dias, und dort fand auch letzte Woche die erste Pressekonferenz zur Berlin Biennale statt. Warum New York und nicht Berlin? Hat man auch das von Frau David gelernt? Oder – Parallelaktion! – eher in Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“ gelesen? Es stellt sich nämlich heraus, daß sich die Biennale gleich über zwei Jahre, bis ins Jahr 2000 hinziehen wird.

Weil es ohnehin nicht um Berlin, sondern um die internationale Welt – Globalisierung! – geht, wird der Katalog zur Biennale ein Stadtführer sein. Drei Fotografen werden Berlin im Umbau fotografieren. Nachdem Wolfgang Tillmans die Stadt schon für das „Guggenheim Magazine“ fotografiert hat, und Jürgen Teller mit seinem Brechtschen Berlin dort ebenfalls auffiel, muß man ja eigentlich nur über den dritten Fotografen rätseln. Zwischen den Restaurantführern und weiteren ähnlich wichtigen Adressen werden die Künstlerseiten eingestreut. Am 1. Oktober wird „berlin/berlin“ dann mit dem Congress 3000 eröffnen. Ein Jahr später gibt es „7/11“, wobei die Zahlen die kleinste beziehungsweise größte Zahl der eingeladenen Künstler meint.

Der dritte Teil, „Flanerie“, ist ein work in progress, das sich per Internet beobachten läßt und schließlich im Oktober 2000 mit einer Ausstellung endet. Finanziert wird das sich hinziehende Ereignis mit rund 1,5 Million Mark vom Hauptstadtkulturfond, der Klassenlotterie, der DG Bank und der Gasag. Auf die Frage von Thomas Eller, Berichterstatter des Internet-Kunstmagazin „Blitz review“, woher denn Klaus Biesenbach seinen Anzug mit dem extrem körpernahen Hemd und den überlangen Ärmeln habe, blieb der Kurator die Antwort schuldig. Die Frage war nicht unberechtigt, nachdem zuvor vom Architektur- und Modezentrum Berlin im Aufbruch die Rede war. Wetten, daß Biesenbach den Anzug nicht im Modezentrum Berlin kaufte – obwohl es Hugo Boss (Preise) auch hier gibt?(BW)