Peinlicher „Ehrenschutz“ vom Uni-Chef

■ Der Münchner TU-Präsident Herrmann gab rechten Wiener Burschenschaftern beim Ball die Ehre. Er ist sich keiner Schuld bewußt

München (taz) – Die Mützen sitzen schief, der Blick ist stier: „Vorne dabei sein...“ werben die drei feschen jungen Herren auf dem Faltblatt des „Wiener Korporations-Ringes“ (WKR), „...Couleurstudent werden!“ Und dann eine Frage: „Willst du mehr über uns wissen?“

Wolfgang Hermann, Präsident der Münchner Technischen Universität, wollte nicht. Er folgte Ende Januar der Einladung zum 45.Ball des WKR, sprach dort ein Grußwort, gab der Veranstaltung „Ehrenschutz“ und dem bayerischen Landtagsabgeordneten Christian Magerl (Bündnis 90/Die Grünen) Anlaß zu einer schriftlichen Anfrage an die Staatsregierung: „Ist es nicht bedenklich, daß der Präsident einer bayerischen Universität die notwendige Distanz zu rechtsradikalen Organisationen vermissen läßt?“

Die Frage ist durchaus berechtigt. Im WKR, einem Dachverband von 18 Burschenschaften, findet sich unter anderen „Olympia Wien“ – eine Vereinigung, die es bereits zu der zweifelhaften Ehre gebracht hat, in den Bericht des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz aufgenommen zu werden: „Auf dem Burschentag 1991 in Eisenach fiel ,Olympia Wien‘ durch ihre Forderung nach geeigneten Maßnahmen zur sofortigen Beendigung der ,Unterwanderung des deutschen Volkskörpers durch Ausländer‘ auf.“ Die Olympiaburschen brüsten sich noch heute mit der Beteiligung ihrer Kameraden an Bombenanschlägen in Südtirol in den fünfziger und sechziger Jahren – „tatkräftige Unterstützung des dortigen Freiheitskampfes“.

Ebenso zum WKR gehört die Burschenschaft „Teutonia“, nach dem „Handbuch des Österreichischen Rechtsextremismus“ eine „Hochburg der militant-rechten Wiener Szene“. Einer der beiden 1993 verhafteten mutmaßlichen Briefbombenattentäter war „Teutonia“-Mitglied.

Seine Magnifizienz Herrmann hält es seinerseits für eine „schlimme Entgleisung Magerls“, ihm die Nähe zu „rechtsradikalen Organisationen“ zu unterstellen: „In Anbetracht des länderverbindenden Charakters“ der Veranstaltung, so Herrmann, „gab es keinen Grund, die Einladung auszuschlagen.“ Eine Stellungnahme der Staatsregierung steht noch aus. Stefan Kuzmany