Prozeß gegen Teherans Bürgermeister

■ Iranisches Kabinett bedauert die Festnahme des populären Politikers

Teheran (AFP/dpa) – Der Prozeß gegen den am Samstag wegen Korruption festgenommenen Bürgermeister von Teheran, Gholam Hussein Karbaschi, findet in rund drei Wochen statt. Wie die Regierungszeitung Iran gestern weiter berichtete, werden der Bürgermeister und mehrere seiner engen Mitarbeiter vor ein Sondergericht gestellt, das für Vergehen von Staatsbeamten zuständig ist. Karbaschi, eine der Galionsfiguren des gemäßigten Flügels um Staatspräsident Mohammed Chatami, werden unter anderem Betrug und Mißmanagement vorgeworfen.

Das iranische Kabinett hatte am Sonntag mit Bedauern auf die Festnahme des populären Bürgermeisters reagiert. Nach Angaben von Regierungssprecher Attaollah Mohajerani beschäftigte sich das Kabinett in einer fünfstündigen Sitzung ausschließlich mit diesem Fall. „Die gesamte Regierung äußerte Bedauern und Sorge über die Entlassung des außergewöhnlichen und erfolgreichen Bürgermeisters von Teheran“, sagte er nach einer Meldung des staatlichen iranischen Fernsehens.

Der gemäßigte Abgeordnete Hussein Maraashi hatte zuvor Karbaschis Festnahme einen Schritt genannt, „um die Regierung von Präsident Chatami zu schwächen. Karbaschi ist kein Dieb, sondern einer der herausragendsten und kompetentesten Manager des Landes und eine Quelle des Stolzes für Iran. Kein Schritt kann die Tatsache verdunkeln, daß er sein Leben dem Dienst für das Volk, den Islam und Iran gewidmet hat“, sagte Maraashi. Die von Konservativen beherrschte Justiz setzte sich zur Wehr und ließ verlauten, es gebe genügend schriftliche Beweise, um den Bürgermeister in den nächsten Wochen anzuklagen.