Unterm Strich

„Stand by your man“ – dem durchschnittlichen Kinogänger dürfte noch die Lispelversion von Heike Makatsch aus dem Film (und dem Film-Trailer zu) „Männerpension“ im Ohr sein. Das Original dagegen ist schon gute dreißig Jahre alt: Mit dieser Beziehungsdurchhaltehymne stieg im Jahr 1968 die am Montag verstorbene US-Sängerin Tammy Wynette schlagartig zur Königin des Country-Genres auf.

Daß sie insgesamt fünfmal verheiratet war, deutet darauf hin, daß sie selbst nicht ganz so streng an das Primat der Zweisamkeit glaubte. Mit gutem Grund – ihre Songs erzählen Bände von den Enttäuschungen des Lebens, von gebrochenen Herzen, sitzengelassenen Südstaatlerinnen und zerstörten Illusionen.

Ihr Leben hatte durchaus Ähnlichkeiten mit einem Country-Song: Auf einer Baumwollfarm im US-Staat Mississippi aufgewachsen, hielt sie sich bis Mitte der Sechziger mit Jobs als Barfrau, Fabrikarbeiterin und Kosmetikerin über Wasser. Dann kam ihre Musikkarriere ins Rollen: Zwischen 1967 und 1976 gelangen ihr 20 Nummer-eins-Hits, und die insgesamt 50 Alben der „First Lady des Country“ verkauften sich bis heute mehr als 30 Millionen Male. Zu ihren bekanntesten Liedern zählen „Till I Can Make It on My Own“, „Singing my song“, „Womanhood“ und „The Ways to Love a Man“. Ihr erster Hit sollte freilich zeitlebens ihr größter bleiben: Mit „Stand by your man“ überwand sie die engen Grenzen der Country-Gemeinde.

Sorgenfreiheit bescherte ihr der Erfolg trotzdem nicht, Rückschläge häuften sich vor allem in den letzten zehn Jahren: Wegen Fehlinvestitionen in zwei Einkaufszentren in Florida mußte sie 1988 Bankrott anmelden, in der Folgezeit hatte Tammy Wynette vor allem mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Als skurrile, aber einträgliche Randepisode dürfte ihre Mitwirkung als Gastsängerin auf der Single „Justified and Ancient“ verbucht werden, mit der das britische Techno-Projekt KLF 1991 einen Hit landete. Am Montag abend ist Tammy Wynette, 55jährig, in ihrem Haus in Nashville, Tennessee, gestorben – an einem Blutgerinnsel, wie angenommen wird. Sie hinterläßt fünf Töchter und einen Sohn.