Gottes Haus ganz hell

■ Die schönen neuen Fenster der „Kulturkirche Altona“

Wenn erstmalig seit Jahren die Ostertage in der St. Johanniskirche an der Max-Brauer-Allee gefeiert werden können, sind nicht nur Renovierungsarbeiten abgeschlossen, es hat auch ein Funktionswandel stattgefunden: aus der neugotisch auftrumpfenden evangelischen Verkündigungskirche ist die „Kulturkirche Altona“geworden.

Fünf Jahre wurde die genau 125 Jahre alte Kirche aufgeputzt, samt 80 ABM-Stellen und Sanierung der Schäden durch die Brandstiftung vom August '94 wurden über 12 Millionen Mark ausgegeben. Der helle, auf seine alten Formen rückgeführte Raum erfährt nun seine überkonfessionelle Prägung durch die Gestaltung aller Fenster von der Koreanerin Eun Nim Ro. Es ist die erste Glasmalerei der Künstlerin, die seit 1990 Professorin an der Fachhochschule für Gestaltung ist. Und es ist auch die erste Gestaltung eines sakralen Raumes für die Weltbürgerin, deren Weg zwar von Schamanismus, Buddhismus und Konfuzianismus geprägt ist, die sich aber keiner Religion zuordnet.

Um die Helligkeit des Raumes zu erhalten und sich eine Analogie zu schaffen zur Tuschmalerei auf Reispapier, hat sie Opalglas gewählt und auf den kunstgewerblichen Rückgriff auf Bleiverglasung verzichtet. In spontaner Geste wurden die Elemente und die Jahreszeiten in abstrakt reduzierten Linien eingefangen, die sich in heiterer Farbigkeit zu Vögeln und Fischen, Tieren und Menschen finden.

Tagsüber belebt die Welt von außen mit Sonnenlicht und Baumschatten die poetischen Bildzeichen, die in der Formlogik gotischen Maßwerks an der Spitze von den sonnengelben Fensterrosetten überstrahlt werden. Nachts dagegen erstrahlt die Schöpfungsinterpretation von innen und leuchtet in die umgebende Dunkelheit hinaus. Hajo Schiff