Feuerwehr will keine Kollegen verheizen

■ Jahresbilanz 1997: Hamburgs Brandbekämpfer mit 200.000 Einsätzen im Dauerstreß

Hamburgs Feuerwehr wurde im vorigen Jahr gefordert wie nie zuvor: Trotz Personalabbaus rückten die 1.900 staatlichen Retter und Löscher sowie die 87 Freiwilligen Feuerwehren zu 201.031 Einsätzen aus. „Das ist eine echte Leistungsbilanz“, kommentierte Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) gestern dieses Rekordergebnis bei der Vorstellung des Jahresberichts 1997 der Hamburger Feuerwehr. Zugleich aber hält er daran fest, den Feuerwehren wegen Sparzwängen noch mehr abzuverlangen.

Der Schwerpunkt der Hilfeleistungen lag mit 173.000 Einsätzen im Unfall- und Rettungswesen. In „95 Prozent aller Fälle“konnte die Feuerwehr dabei ihre eigenen Vorgaben einhalten, binnen fünf Minuten mit dem Rettungs- (RTW) und innerhalb 12 Minuten mit einem Notarztwagen (NAW) oder dem Rettungshubschrauber vor Ort zu sein.

Zudem raste die Feuerwehr zu knapp 9.000 Bränden und 19.000 technischen Hilfsleistungen – vom abgesoffenen Keller über undichte Giftfässer bis zur entlaufenen Katze auf dem Blechdach. 52 Großbrände wurden 1997 bekämpft, die Zahl kleiner und mittelgroßer Feuer war mit 5.500 hingegen rückläufig.

Ärger steht Wrocklage wegen der beabsichtigten Verlängerung der Arbeitszeit auf 50 Wochenstunden ins Haus. „Das greift tiefer ins Fleisch als bereits vollbrachte Sparleistungen“, gesteht der Senator. Die Behördenleitung plant, die notwendige „Ist-Stärke“für Löschzüge von 16 auf acht Personen zu reduzieren. Der Personalrat wehrt sich nun gegen „noch mehr Mehrbelastung“. Sprecher Wilhelm Hoffmann: „Man kann die Kollegen nicht bis zum letzten verheizen.“

„Probleme haben wir auch mit Frauen bei der Feuerwehr, aber nicht“, frotzelte Wrocklage, „weil zur Zeit drei Frauen im Einsatzdienst“tätig seien und sieben Bundeswehrfrauen zu Rettungssanitäterinnen ausgebildet würden, sondern, „daß es zu wenig Frauen gibt“. Wrocklage: „Wir hoffen, daß sich mehr Frauen bei der Berufsfeuerwehr bewerben.“ kva