Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman

„Den Angriff auf Disney, denn nichts anderes ist „Anastasia“, hat sich das Hollywood-Studio „20th Century Fox“einiges kosten lassen. So ganz aufgegangen ist die Rechnung (noch) nicht; „Anastasia“hat in den USA so gerade einmal die Produktionskosten hereingeholt. Verstecken muß sich das Trickmärchen vor den Produktionen der Erben von Onkel Walt aber nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie. Die Geschichte der jungen Anya, die – verfolgt vom Bösewicht Rasputin – beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol), Solitaire (Westerstede)

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“– O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman, Steve Buscemi

Oblomow trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte und den gebrochen romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski gilt als „der trägste Mensch von Los Angeles“: der ewige Hippie läuft ewig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine höchst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms von den Regisseuren mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. Als ihre „Version einer Raymond-Chandler-Story für die 90er“verstehen Joel & Ethan Coen den Film, und sie arbeiten dafür nach der gleichen Methode wie Robert Altman in dessen Chandler Adaption „The Long Goodbye“. Die beiden Filmtitel ähneln sich wohl nicht nur zufällig. Wie Altman gehen die Coens von ihren Erfahrungen im heutigen Los Angeles aus, und stopfen den Film mit all den absurden Geschöpfen voll, die keine Stadt so bevölkern wie diese. Drei davon sind aus Deutschland und sehen aus wie ein Sampling aus Skinheads, Avandgardekünstler und Lederfetischisten. Und diese dummdreisten Teutonen unterhalten sich, bevor sie ihr dressiertes Kampf-Frettchen auf den armen Jeff Bridges hetzten, darüber, wie gemütlich es doch einst in BREMEN war. Mehr internationalen Kinoruhm wird unsere Stadt wohl kaum erringen. (hip) Schauburg, City, Casablanca (Ol)

C

Clubbed To Death Frankreich 1996, R: Yolande Zauberman, D: Elodie Bouchez, Beatrice Dalle

„Als Lola eines Abends im Nachtbus einschläft, landet sie im Nirgendwo der Pariser Vorstadt. Und wird aufgesogen von einem gigantischen Technoclub. In der unwirklichen Atmosphäre des Tanztempels begegnet sie dem Ex-Boxer Emir und der rätselhaften Vortänzerin Saida. Gemeinsam mit der verwunderten Heldin traumwandelt man im Ecstasyrausch, verschmilzt mit der Menge, löst sich auf in hämmernden Rhythmen und verliert sich in der großen Liebe.“(tip) Kino 46

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. Vilsmaier will großes Gefühlskino, und so freuen wir uns mit den netten Jungs, wenn sie nach soviel Probenarbeit endlich den verdienten Erfolg haben, und wenn die Nazis sie dann mit ihren Rassegesetzen auseinanderzwingen, sind wir angemessen empört. Dabei hat er natürlich geglättet: Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns, um damit nicht den rührenden Abschied am Bahnhof zu verderben, bei dem die schöne junge Frau sich dann doch noch für das richtige Bandmitglied entscheidet. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City, Casablanca (Ol)

D

Dämon USA 1998, R: George Hoblit, D: Denzel Washington, John Goodman, Donald Sutherland

„Regisseur George Hoblit versucht hier ein bekanntes Genre zu erweitern. Dies ist ein Serienmörder-Thriller, in dem der Täter nicht nur irgendein axtschwingender Psychopath ist, sondern ein Dämon, der von Gastkörper zu Gastkörper springen kann wie eine Kopflaus von Beelzebub. Der gewinnbringend gruselige Trick verwandelt den Film in ein Spiel von Bäumchen-wechsle-dich, in dem die Mehrheit der Besetzung – von Stars bis zu Statisten – ihre Gelegenheit zu einem Nicholson-gleichen Grinsen mit dämonischer Besessenheit erhalten. Auf der Seite der Engel spielt Denzel Washington den Detektiv John Hobbes, der für seinen neuen Fall in staubigen Gräbern graben, und sich mit einer zauberhaften Theologin unterhalten muß. Vor kurzem wurde in „The Devils Advocate“mit Keanu Reeves und Al Pacino Satanismus mit lesbischer Liebe, Inzest und Bourbon on the Rocks assoziiert. Der Teufel dieses Films kommt echten Perversionen noch am nähesten in seiner Vorliebe für Mick Jagger und Cornflakes. Hoblit kopiert hier die gerichtsmendizinischen Greulichkeiten von Sieben“. Er verwöhnt uns mit der gleichen dunklen Ikonographie von rußigen Glühbirnen, käsigem Licht, von Regen gepeitschten Fenstern und schmutzigen Tapeten. Doch obwohl es ihm an Originalität mangelt ist „Fallen“(so der Originaltitel) die bei weitem effektivste Variation des Themas.“(The Independent) City

E

Eggs Norwegen 1995, R: Bent Hamer, D: Sverre Hasen, Kjell Stormoen, Leif Andree / Originalfassung mit Untertiteln

„Moe und Far sind zwei über 70jährige Brüder. Immer schon leben sie zusammen in einem abgelegenen Haus, huldigen ihren Alltagsritualen, lieben und hassen sich, sind aufeinander angewiesen bis in die letzten Fasern ihrer Existenz. Als das sonst stumme Telefon klingelt, kündigen sich Veränderungen an. Konrad, der uneheliche Sohn Fars, wird angeliefert – ein unförmiger Koloß, im Rolstuhl sitzend. Die gemeinsam alt gewordenen Brüder bemühen sich durchaus um eine angemessene Aufnahme des nahen Verwandten. Aber das Gleichgewicht der Brüder ist irreparabel aus dem Lot. „Eggs“erscheint gleichzeitig klar und geheimnisvoll, ist urkomisch, denunziert seine Figuren jedoch an keiner Stelle. Eine skurrile wie lakonische Spielart filmischen Humors, die nicht zufällig an Jacques Tatis Stil der ambitionierten Absurditäten gemahnt.“(Filmdienst) Kino 46

Der Eissturm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver

Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortzugs an ist das Eis die übermächtige Metapher für die erstarrte Gesellschaft der USA der 70er Jahre. Die Kinder scheinen in dem feinen Vorort New Canaan reifer zu sein als ihre Eltern, die solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch und Ladendiebstahl ausprobieren. Der Film wirkt geradzu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflusses. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte. Dafür ist die Ausstattung perfekt abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. Auf den ersten Blick wirkt „Der Eissturm“grau und abweisend, aber Lee bewahrt auch hier seinen freundlich-ironischen Touch, der den ewigen Winter des Films erträglich macht. (hip) Gondel, Atelier

F

Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.

„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen ... Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“(TV Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

G

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Die Geschichte riecht nach Schmalz und Tränendrüsendrücker. Daraus hätte Hollywood eine Seifenoper vom verstörten Genie gedreht. Doch ein Gus van Sant (“Drugstore Cowboy“, „My Private Idaho“) kennt bekanntlich keinen Kitsch. Wichtiger als die Geschichte sind ihm seine Figuren. Mit Matt Damon und Robin Williams hat er zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“(Bremer) Schauburg, Casablanca (Ol)

Große Erwartungen USA 1998, R: Alfonso Cuaron, D: Ethan Hawke, Gwyneth Paltrow, Robert de Niro

„Mäßigen Sie bitte ihre Erwartungn wenn sie sich viele Hoffnungen auf diesen Film gemacht ahben. Als erstes vergessen sie besser ganz schnell Charles Dickens. Denken sie gar nicht an den Autor aus dem 19. Jahrhundert, auf dessen Roman „Great Expectations“ja immerhin basiert. Er mag eine leichte Ähnlichkeit mit seine literarischen Quelle habe, ist aber so für die MTV-Nation modernisiert (vielleicht ist gesampled das richtige Wort), daß man das Drama auf eine ganz andere Weise erlebt. Schicksale entfalten sich in einer Art von Musik-Video-Kurzschrift, ganze Leben flattern vorbei in einer Melange aus schönen Bildern und sinnlicher Musik. Es ist kaum etwas wirklich Falsches bei all dem, aber auch nichts Richtiges. Der Film sitzt nur da, wie ein Werbespot von Nike.“(International Herald Tribune) nur noch in der Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

H

Härtetest Deutschland 1997, R: Janek Rieke, D: Janek Rieke, Lisa Martinek

„Jonas ist 26. Er frühstückt mit seiner Mutter, arbeitet für seinen Vater, hat Angst vor Schlangen, reagiert allergisch auf Nüsse und würde niemals Drogen nehmen. Und dann verliebt sich Jonas in die hartgesottenste Frau der Stadt. Der junge Filmemacher Janek Rieke hat es gewagt, eine weitere deutsche Komödie zu drehen, und die ist tatsächlich lustig geworden. Er spielt den Jonas als ängstlichen Hasenfuß, der sich in die radikale Ökokämpferin Lena verliebt, in dieser charmanten Liebeskomödie mit einer erfrischenden „Katja-Riemann-Freizone“. (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

I

Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast USA 1997, R: Gim Gillespie, D: Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar

„Nach einer wilden Party brausen die Teenie-Helden: Julie, Helen, und ihre Freunde Barry und Ray im BMW von Barrys Dad durch die Nacht. Als sie einen Landstreicher überfahren, beschließen sie, den Toten in die benachbarte Bucht zu werfen. Ein Jahr später bekommt jeder der vier einen Brief mit dem Satz: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“. Ein blutiger Alptraum beginnt... Nicht ganz so clever und selbstironisch wie „Scream“und „Scream 2“, doch mit schnuckeligen TV-Stars, reichlich Schockmomenten und mörderisch gutem Soundtrack.“(TV Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Igel: Kurzfilme Deutschland bis Brasilien, 1951 bis 1995

Der Bremer Filmemacher Joachim Hofmann („Die Hafenpiraten“) präsentiert zehn kurze Dokumentarfilme, darunter „Regen“von Wolf Hart, „Besonders wertvoll“von Hellmut Costard und die brillante Realsatire über Müll in der dritten Welt „Ilha da flores“von Jorge Furtado. Kino 46

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert De Niro

„Was machen Kult-Filmer nach dem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Brötchen. Auch Trendmeister Tarantino entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er „Jackie Brown“auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard („Schnappt Shortie“), in dem eine pfiffige Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die Hauptrolle spielt Pam Grier, jene Blaxploitation-Queen aus den 70er Jahren, das nette schwarze Mädel in rassistischen Ramsch-Serien. Den endlos quasselnden Waffenhändler gibt „Pulp“-Bube Samuel L. Jackson, dem als trotteliger Partner Robert De Niro zur Seite steht. QT-Fans werden schockiert sein über das Fehlen von Gewalt: Nur 4 Leichen pflastern seinen Weg, nur einmal spritzt Hirn über de Windschutzscheibe. Dramaturgisch präzise und mit gewohnt lässigen Dialogen entwickelt Tarantino sein skurriles Figurenkabinett. Daß er sich dabei zweieinhalb Stunden Zeit läßt, erfordert beim MTV-verwöhnten Zuschauer zwar Geduld. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango dennoch zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“(Bremer) Schauburg

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Kenny Kanada/Japan 1987, R: Claude Gagnon, D: Kenny Easterday, Caitlin Clarke

„Ein von Geburt an beinamputierter Junge, der sich auf Händen fortbewegt, meistert gegen die Vorbehalte seiner Umwelt und über familiäre Konflikte hinweg sein Leben. Halbdokumentarischer Spielfilm, der die Behinderung seines Hauptdarstellers in keiner Szene ausnutzt, sondern dem es gelingt, dessen Lebensmut und Lebensfreude dem Zuschauer zu vermitteln.“(Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

Die kleine Zauberflöte Deutschland 1997, R: Curt Linda

„Er wird es nicht leicht haben, der Zeichentrickveteran Curt Linda (“Das kleine Gespenst“) mit seiner Trickversion der gleichnamigen Mozart-Oper. Im Vergleich zur geballten Animation aus Übersee wirkt sein Märchen auf angenehme Art altmodisch - fast wie ein Scherenschnitt.“(TV-Spielfilm) Gondel

Kundun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok

„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western, mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkaration des Buddhas ist. Dann wird der Film zu einer Geschichte der spirituellen Erziehung und zuletzt – als die Invasionskräfte von Mao angreifen und der 24jährige Dalai Lama entscheiden muß, ob er bleiben, um in den sicheren Tod zu gehen, oder nach Indien fliehen soll – wird das Thema des politischen Gewissens zu seinem Mittelpunkt. Der Film ist viel zu lang, und die Zuschauer könnten leicht durch den oft wechselnden Grundton frustriert werden. Aber andererseits ist solch ein wechselnder Ton auch genau passend für eine Religion, die den großen Gefühlen die heitere Kontemplation vorzieht. Scorsese und seine Drehbuchautorin Melissa Mathison sind besonders mutig, wenn sie das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden behandeln, der alles schön für das Publikum interpretiert. Der Regiseur ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“(The New Yorker) Filmstudio, Casablanca (Ol)

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Vielleicht sollten wir über diesen Film reden, indem wir über andere Filme reden. Erinnern wir uns an die Unübersichtlichkeit und den Fatalismus der besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen, an die bittere Lakonie und erzählerische Ökonomie von Siegels „Dirty Harry“. Auch an die fiebrig neurotischen späten film noirs sollte man denken, außerdem natürlich an die kühle Melancholie von Polanskis „Chinatown“. Eine Flut solcher Bilder und Erinnerungen löst „L.A. Confidential“aus, aber nichts davon wird durch Zitate, Anspielungen oder direkte Bezöge evoziert, nirgendwo wird geklaut oder kopiert. Regisseur Curtis Hanson plündert die Traditionen nicht, er setzt sie fort. Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“so viel andere, ältere Filme in den Sinn, weil diese James Ellroy Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchweg ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß ausähe, würde man sagen: ein wunderbar altmodischer Film.“(epd-film) Schauburg, Casablanca (Ol)

Leavin' Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue

„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und manchmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als bei dem Trinker in Billy Wilders „The Lost Weekend“kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht retten.“(The Observer) Gondel

Das Leben ist ein Chanson Frankreich 1997, R: Alain Resnais, D: Sabine Azema, Pierre Arditit, Jean-Pierre Bacri

„Alain Resnais hat den vielleicht durchgedrehtesten und mit Sicherheit lustigsten Film seiner Karriere gedreht: Musical, Boulevardstück, Tragi-komödie und Kulturkritik mit den Mitteln des Chansons. Quer durch die Chansongeschichte setzt Resnais berühmte Lieder immer wieder wie Dialoge ein. Mit der Musik nimmt sich der Film ganz tröstlich der Sorgen und Selbstzweifel seiner Heden an, die sich mit Ehekrisen, Liebeskummer, falschen Traummännern und der Suche nach der Traumwohnung herumschlagen. Und durch die Platitüden, Binsenweisheiten und vertrauten Melodien der Chansons kommt man den Figuren nahe.“(tip) Gondel

M

Madame Butterfly Frankreich 1995, R: Frederic Mitterand, D: Yin Hang, Richard Troxell

„Eine konsequent der Vorlage von Giacomo Puccini verpflichtete Opernverfilmung, in der die Geschichte der tödlich endenden Liebe der Geisha Cio-Cio-San deckungsgleich zur Bühnenvorlage erzählt wird. Unter großem Aufwand in eine atemberaubend schöne Kulisse versetzt, kann die Oper durch gefühlsvolle Kamerafahrten, erlesene Großaufnahmen, präzise Plansequenzen und perfekte Sänger/Darsteller ihre ganze Faszination entfalten. Ein Erlebnis nicht nur für Opernfreunde.“(Filmdienst) Kino 46

Der Mann mit der eisernen Maske USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich; Gerard Depardieu

„Bei „Titanic“war das Eis sein Schicksal, jetzt spielt Leonardo DiCaprio selbst einen Eisberg: den jugendlichen Louis XIV., der seinen Hofstaat demütigt, das Volk hungern läßt und diverse Hofdamen flachlegt. Schlimm, schlimm, findet Übervater d'Artagnan, und prompt erwachen auch die anderen Musketiere aus dem Vorruhestand. Zwar sagen sie weiter brav ihre Kalendersprüche auf, ersinnen aber einen Plan, den bösen König gegen dessen Zwillingsbruder (DiCaprio zum zweiten) auszutauschen. Der langweilt sich in einem Kerker, hat darüber hinaus eine Maske vor dem Gesicht – vielleicht ganz praktisch während der Pubertät, auf die Dauer aber recht lästig. Also weg mit dem Ding und dem fiesen Bruder, der Thron ruft! Doch bis es soweit ist, bekommt man in diesem zähen Historical viel Mantel, aber wenig Degen zu sehen; der Film zieht sich wie eine höfischen Zeremonie, zumal die Musketiere ihre Schauspielkunst hinter langen Haaren und Bärten verstecken. Egal: Regisseur Randall Wallace hat DiCaprio, und der spielt schließlich irgendwie „eine Art Nelson-Mandela-Figur“(Pressetext). Touche!“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Gloria (Del)

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede), Passage (Del)

Meisterdetektiv Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1996, R: Göran Carmbeck, D: Malte Forsberg, Josefin Arling

„Ohne Kalle Blomquist, die tapfere Eva Lotta und den mutigen Anders kommt der Kommissar in dem Mordfall Gren nicht weiter. Ganz zeitgemäß ist der mit Geheimschrift und Holzschwertern geführte Kampf zwischen der Weißen und der Roten Rose um den Talisman „Groß-Mummrich“nicht mehr. Die Verfilmung verhält sich mit zaghaften Modernisierungsversuchen zu dem 1951 erschienenen Buch zu unentschlossen. Aber die Geschichten von Astrid Lindgren sind einfach packend.“(tip) Kino 46

O

Operation Dumbo Drop USA 1995, R: Simon Wincer, D: Danny Glover, Ray Liotta

„Können Elefanten Fallschirm springen? Diese interessante Frage beantwortet der australische Regisseur Simon Wincer in seiner erstaunlich gut besetzten Militärkomödie. Und noch viel erstaunlicher: Die Geschichte – Elefant springt über dem Dschungel von Vietnam ab – ist wirklich passiert.“(TV-Spielfilm) Atlantis

P

Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harvey Keitel

„Daß da ausgerechnet Tarantino laxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: Von Oliver Stones dumpf gespreitzter, schockgeiler und schmierig-koketter Verhunzung des Tarantino-Drehbuchs „Natural Born Killers“trennen „Pulp Fiction“Welten“(Thomas Klingenmeier) Schauburg

R

Der Regenmacher USA 1997, R: Francis Coppola, D: Matt Damon

„Matt Damon spielt diesen jungen Anwalt, der ein paar hilflose Gestalten zu retten versucht und dabei zwei eher banale Dinge feststellt – nämlich daß Macht korrumpiert und ein guter Anwalt meistens nur ein reicher Anwalt wird, wenn er irgendwann beginnt, diese Spiel mitzuspielen. Auf diesen schlichten Botschaften beruht fast der gesamte Erfolg des Erzählers John Grisham, aber Coppola gelingt es, aus einem biederen Sozialporno bewegendes Kino zu machen. Denn seine Helden wissen nicht, was sie tun; sie stolpern durch die Welt und wollen ihre Träume nicht aufgeben, aber trotzdem ein wenig Anstand wahren. Es gibt viele Regisseure, die so eine Geschichte mit dem großen Zeigefinger platt drücken würden. Coppola dagegen zeigt noch einmal den epischen Reichtum seiner Erzählkunst: populär und persönlich und natürlich entertaining.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann , D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) Europa

S

Der Schakal USA 1997, R: Michael Caton-Jones, D: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier

„Der „Schakal“agiert so verborgen, daß sogar das FBI lange zweifelt, ob der Auftragskiller nicht nur ein Mythos ist. Doch als er für 70 Millionen Dollar die First Lady der USA ins Visier nimmt, müssen die Behörden handeln. Ha! 70 Millionen Dollar? Lächerlich! Doch die Summe verliert rasch an Dimension angesichts des üblichen Budgets für einen durchschnittlichen Actionfilm mit A-Stars. In diesem Fall freilich wäre das Geld fast überall anders besser investiert gewesen. Riesige logische Löcher, ein Bruce Willis weit unter seinem Niveau, vor allem aber ein politisch korrekter Weichspülgang, der jeden Zynismus aus Forsyths Roman gewaschen hat, sind die Ingredienzen dieser lauwarmen Melange.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del)

Die Schwächen der Frauen Lux/Bel/F/Ch/P/Sp 1997, R: Luis Galvao Teles, D: Carmen Maura, Miou-Miou, Guesch Patti

„Was sind die geheimen Wünsche einer Frau von 40?“recherchiert in dem Film des Portugiesen Luis Galvao Teles die Fernsehjournalistin Linda Lapa (Carmen Maura), und die Antworten, die sie von ihren Freundinnen erhält, sind keine großen Überraschungen. „Cherchez le homme“ist das Grundthema dieses Episodenfilms, in dem fünf Filmstars aus vier verschiedenen Ländern in einer Art Reigen zu sehen sind – alle sind sie schicke Heldinnen aus der Oberschicht, und mit einer Ausnahme enden ihre romantischen Verwicklungen in einem Happy End. Mit Carmen Maura, Miou-Miou, Marisa Berenson und Marthe Keller hat der Film gleich vier Stars, die jede für sich einen Film hätte tragen können. Und auch die Popsängerin Guesch Patti („Etienne“) wirkt bei ihrem Leinwanddebüt sehr souverän und attraktiv. Dafür, daß das Drehbuch offensichtlich auf dem Reißbrett entstand, und die Coproduktion von Luxemburg, Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien und der Schweiz einer der inzwischen berüchtigten „Europuddinge“ist, funktioniert er erstaunlich gut. Teles hat für die leichtfüßige Liebeskomödie den passend eleganten Stil, und das romantische Lissabon beweist hier einmal mehr, daß es neben Venedig die schönste Filmstadt Europas ist. (hip) Atlantis, Cinema

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shasi Kapoor, Simi Gareqwal

„Ein glitzender, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Bramahnen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Filmstudio

Sphere USA 1998, R: Barry Levinson, D: Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson

„Ein interessantes Projekt verhieß der Unterwasser-Thriller „Sphere“: Die Vorlage stammt vom Bestsellerautor Michael Crichton (“Jurassic Park“), die Produzenten holten eine hochkarätige Starbesetzung an Bord, und mit Barry Levinson (“Rain Man“) inszenierte ein Regisseur, der für seine gute Schauspielerführung bekannt ist. Dennoch steht als Ergebnis unterm Strich ein dröges Drama, das man besser in der ewigen Dunkelheit der Meere versenkt hätte. Woran hat's gelegen? Zum einen zählt Crichtons bereits 1987 erschienener Roman eher zu seinen schwächeren Werken. Zum anderen mangelt es der Story an Originalität. Hinter jedem „Einfall“schimmern von „Contact“über „Abyss“bis hin zu „Alarm im Weltall“die Vorbilder durch. Daraus haben die „Sphere“-Macher einen mäßig innovativen Genre-Cocktail destilliert.“(Bremer) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

T

Tango Lesson Großbritannien 1997, R: Sally Potter, D: Sally Potter, Pablo Veron

„Eine englische Filmregisseurin und ein argentinischer Tangotänzer verlieben sich und treffen ein Abkommen: Er lehrt sie tanzen, sie macht aus ihm einen Filmstar. Die Erfüllung dieses Abkommens führt zu Differenzen, und die beiden müssen lernen, ihre Rollen als Mann und Frau zu sprengen, damit ihre Liebe Bestand haben kann. Sally Potters formal ungewöhnlicher, innovativer Film schildert in dichten Metaphern den Prozeß einer Auseinandersetzung zwischen zwei Individuen jüdischer Herkunft und reflektiert tiefgründig über Liebe, Tanz, Film und die menschliche Existenz.“(Zoom) Cinema

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort. Den Bildern ist keine explosive Kraft, eher eine implodierende Qualität eigen. Hierin liegt die Überraschung des Films – und sein ästhetischer Reiz..“(epd-Film) Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Muwi (Ol), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

V

Vor dem Regen Mazedonien/Großbritannien/Frankreich 1994, R: Milcheo Manchevski, D: Rade Serbegzija / Originalfassung mit Untertiteln

„Vom Haß, der vom Balkan in die europäischen Metropolen wandert und wieder zurück, von der Unmöglichkeit, unschuldig Stellung zu beziehen, erzählt Manchevskis filmisches Triptychon. Ein mazedonischer Mönch und ein albanisches Mädchen, eine Londoner Fotoredakteurin und ein kriegsmüder Kriegsfotograf sind die Protagonisten einer gleichermaßen archaischen und modernen Geschichte.“(tip) Schauburg

W

Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman

„Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Politsatire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis auf Details genau wirkt „Wag the Dog“wie ein komisch überhöhter Kommentar auf zur Zeit aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder müssen die Filmmacher betonen, daß der Film schon lange fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Und dennoch ist es kaum zu glauben. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. In den letzten Jahren war er schon als Retter der Menschheit („Independence Day“), Actionheld („Air Force One“), Mörder („Absolute Power“) und Trottel (diverse) auf der Leinwand zu sehen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“. Und daß die Realität die Satire so schnell eingeholt hat, ist nur die beste Bestätigung dafür, wie treffend die Autoren Larry Beinhart und David Mamet hier die Zustände in ihrem Heimatland analysiert haben. (hip) City, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Washington Square USA 1997, R: Agnieszka Holland, D: Jennifer Jason Leigh, Albert Finney, Maggie Smith

"Wie obzön – Deine Mutter muß ihr Leben lassen, damit Du Deinen Platz auf dieser Erde einnehmen kannst.“Dr. Austin Sloper kann seiner Tochter den Kindbett-Tod seiner geliebten Frau nicht verzeihen. Von Catherines Unzulänglichkeit überzeugt, sieht er für das Liebeswerben des charmanten, aber mittellosen Moris Townsend nur einen Grund: Er muß ein Mitgiftjäger sein. Sloper untersagt die Verbindung und stürzt die leidenschaftlich entflammte Catherine in einen schicksalhaften Konflikt. Viele Kinogänger machen um Kostümfilme einen ähnlich großen Bogen wie um französische Dialog-Filme. Alle anderen können sich auf eine gefühlsintensive Henry-James-Verfilmung freuen..“(TV-Spielfilm) Atelier, City

Wiedersehen auf Bullerbü Schweden 1961/62, R: Olle Hellbom, D: Kaj Andersson, Jan Erik Husbom, Thomas Johansson

„Fortsetzung der Astrid-Lindgren-Erzählung „Die Kinder von Bullerbü“. Hauptsächlich geht es um einen Jungen, der Angst vbor dem Zahnarzt, aber einen lockeren Zahn hat. Erfrischende Unterhaltung (Lexikon des Internationalen Films) Schauburg