Intensivbetreuung für 20 Medizin-Eleven

■ 500 Mark teures Zusatzstudium in Berlin soll Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern

Berlin (taz) – Die Freie Universität (FU) Berlin reformiert ihr Medizinstudium auf eine exklusive Art: Das Uni-Klinikum Benjamin Franklin widmet 20 Studierenden eine „intensive persönliche Betreuung“ – gegen Kasse. 500 Mark müssen die Medizin-Eleven pro Semester zahlen. Der Preis des „ergänzenden Curriculums für besonders Interessierte“ heißt offiziell nicht Studiengebühr, sondern „Unkostenbeitrag“. Das Erheben von Studiengebühren ist in Berlin gesetzlich untersagt.

„Mir geht es darum, den Studenten bessere Chancen zu geben“, sagte der Mentor des „Benjamin-Franklin-Kollegs“, Manfred Gross, gestern bei der Vorstellung des Elite-Studiengangs. Gross, Vizechef des Medizin-Fachbereichs der FU, beklagte, daß es eine sehr große Zahl an Studierenden und „immer mehr Ärzte“ gebe. Daher sei es nötig, „eine deutlich bessere Qualifikation“ anzubieten. Das Kolleg startet im April und hält Besonderes für angehende Führungskräfte in Wissenschaft, Industrie und Medizin bereit: In Kleingruppen sollen sich die Studierenden vor allem naturwissenschaftliche Forschungs-Methoden selbst erarbeiten. Dozenten sollen in der kleinen Ideal-Universität nur mehr als Moderatoren fungieren. Der Unkostenbeitrag wird formell für sogenannte summer schools erhoben, das sind Blockseminare mit speziellen Medizin-Dozenten.

Das „in Deutschland einmalige Bildungsangebot“ soll im Prinzip allen rund 300 Medizin-StudentInnen des 3. Semesters offenstehen. Sie können an einem einführenden Kursprogramm teilnehmen, müssen sich aber anschließend für 20 Plätze eines dreisemestrigen Vertiefungsstudiums bewerben. Darin werden unter anderem Kenntnisse in molekularer Genetik vermittelt. „Viele naturwissenschaftliche Verfahren sind im normalen Medizinstudium nicht zu schaffen“, sagte die Studentin Susanne Reinöhl, die das Kollegprogramm mit erarbeitet hat. Das Benjamin-Franklin-Kolleg soll zudem Praktika in Industrie und Medizin im Angebot haben, sagte Manfred Gross. Bislang gibt es freilich weder für die Finanzierung noch für Praktikumsplätze verbindliche Zusagen.

Das Kolleg solle auch Studierenden offenstehen, die die 500 Mark nicht aus eigener Tasche bezahlen können, sagten die Organisatoren. Die soziale Absicherung des Extra-Studiums kann freilich nicht aus eigenen Mitteln des Benjamin-Franklin-Kollegs erfolgen. Die Studierenden sollen lediglich über die „bestehenden Stipendienangebote“ wie die der Stiftungen der politischen Parteien aufgeklärt werden. „Viele wissen gar nicht, was es da alles gibt“, sagte der Student Lars Mantey.

Im Notfall wollen sich die Hochschullehrer selbst um Stipendien für die „besonders engagierten Studenten des Kollegs“ kümmern. Kolleg-Mentor Gross kündigte an, daß seine hochmotivierten jungen Professorenkollegen bereit seien, die finanzielle Studienstütze für ihre Zöglinge aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Christian Füller