Komposition aus Traum, Karten und Kunst

■ Bewußte Lebensgestaltung durch meditatives Malen und assoziatives Kartenspiel

Nein, als Esoterikerin würde Waltraud Kirschke sich nicht bezeichnen. „Die Esoterik“, sagt sie, „ist wie ein bunter Blumenstrauß“, mit vielen guten Ideen, aber auch jeder Menge Firlefanz. Und, in der Regel, viel zu dogmatisch. JedeR, davon ist die 44jährige überzeugt, trage den „Guru in sich“. Jene, die „auf der Suche nach sich selbst“zu ihr kommen, sollen aus eigener Kraft ihre Potentiale kennenlernen – durch meditatives Malen, kreatives Töpfern und assoziatives Kartenspielen und ohne die absolute Lehre.

Waltraud Kirschke wohnt mit ihrem Mann, ihrem 18jährigen Sohn und ihrer 15jährigen Tochter in einem Einfamilienhaus in Rahlstedt. Dort, im frisch ausgebauten „Keller für Kommunikation und Kreativität“, finden ihre Workshops statt. „Es geht darum, daß die Leute in sich hinein spüren.“Das, was die TeilnehmerInnen formen, malen oder anhand der Bilder und Begriffe auf den Karten assoziieren, sei ein Ausdruck ihrer Gefühle – unbewußt zwar, doch beim anschließenden Gespräch in der Gruppe komme so mancher Stein ins Rollen.

Auf diese Weise sollen „kreative Potentiale“, aber auch unbewältigte Probleme zum Vorschein kommen. „Kreative Potentiale“meine so viel wie bewußte Lebensgestaltung. Das könne bedeuten, daß eine Frau sich entscheidet, wieder berufstätig zu werden. Oder sie beschließt, ihre Energie auch mal für sich selbst einzusetzen. „Ich biete die Möglichkeit, mehr über sich selbst zu erfahren“, sagt Waltraud Kirschke. Und das sei weder eine Flucht vor der Realität noch egozentrische Bauchnabelschau. Im Gegenteil: Während der Treffen, die fast ausschließlich von Frauen besucht werden, gehe es immer um konkrete Situationen, um Alltagsbewältigung.

Ihren Beruf als Biologie- und Religionslehrerin übte Waltraud Kirschke nur kurz aus – wegen der Kinder. Statt dessen schrieb und veröffentlichte sie Fabeln und Märchen, machte vor gut zwei Jahren eine einjährige kunsttherapeutische Fortbildung, arbeitete im Wandsbeker „Institut für psychologische Traumarbeit und Kreativitätsentwicklung“und schrieb ein Buch über assoziative Kartenspiele. „So kamen mehrere Stränge zusammen“, erzählt sie, „Traum, assoziative Kartenspiele und Kunst.“Sie beschloß, die Teile zusammenzuführen und bietet seit einem Jahr Workshops an – zunächst in den Räumen des Traumbüros, seit einigen Monaten in ihrem Haus in Rahlstedt.

Leben kann sie davon nicht. „Das Geld verdient mein Mann“, sagt Waltraud Kirschke. Ihr gehe es vor allem darum, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Außerdem sei es faszinierend zu beobachten, wie ihre KursteilnehmerInnen entdecken, daß mehr in ihnen steckt, als sie bisher wußten. Ansatzweise seien ihre Kurse daher durchaus auch als Therapie zu begreifen, bestätigt die 44jährige, die es häufig erlebt, daß die Frauen in Tränen ausbrechen, weil sie sich plötzlich mit Problemen auseinandersetzen müssen, die sie längst überwunden glaubten. Daß ihr die Sitzungen aus dem Ruder laufen könnten, daß bei den Teilnehmerinnen etwas ausgelöst wird, was sie nicht mehr in den Griff bekommt, weist Waltraud Kirschke selbstbewußt zurück: „Meine therapeutischen Fähigkeiten reichen aus, damit bei mir niemand völlig aus dem Gleichgewicht gerät.“

„Keller für Kommunikation und Kreativität“, Liliencronstraße 9, Rahlstedt. Infos und Anmeldung unter