Kein Butterbrot für Bahrenfeld

Investor gibt auf: Pläne für Ortszentrum auf Gaswerk-Gelände gescheitert  ■ Von Heike Haarhoff

Bahrenfeld bleibt ein Stadtteil ohne Ortskern. Das seit fünf Jahren geplante Zentrum auf dem stillgelegten Gaswerk-Gelände zwischen Bahrenfelder Chaussee im Norden und S-Bahnlinie im Süden ist bis auf weiteres gescheitert. „Ich ziehe mich zurück“, gab der designierte Hamburger Investor Dieter Becken am Donnerstag gegenüber der taz bekannt.

Schuld daran sei die Hamburger Hochbahn AG (HHA): Die verlange für das Grundstück ihres ehemaligen Straßenbahn-Depots an der Bahrenfelder Chaussee, wo heute die Firma Bauhaus untergebracht ist, einen „völlig überzogenen Kaufpreis“. Zehn Millionen Mark will das stadteigene Verkehrsunternehmen nach Informationen der taz für die 7000 Quadratmeter große Fläche kassieren, ohne die nach Angaben Beckens das Ortszentrum nicht zu realisieren ist. Der jedoch bietet nicht mehr als drei Millionen, „das entspricht den ortsüblichen Grundstückspreisen“. Sollte sich die Hochbahn nicht besinnen, „kann ich nicht bauen“.

„Enttäuscht“ist Becken auch über den Bezirk Altona, der „in fünf Jahren keinen Bebauungsplan zustande gebracht hat“. Anstatt endlich das Startsignal zu geben, würden endlose Diskussionen „über An- und Abfahrtverkehr und die Größe des Parks, den wir dort ebenfalls wollen, geführt“. Ursprünglich vorgesehen auf dem Gaswerk-Gelände waren 300 Wohnungen, ein Wochenmarkt, Geschäftsflächen, öffentliche Veranstaltungs- und Versammlungsräume in einem „Bürgerzentrum“, dezentrale Verwaltungs-Dienststellen sowie ein Park. Sie sollten dem durch die Autobahn  A7 zerschnittenen Stadtteil wieder eine Ortsmitte geben. Kulturell und beschäftigungswirksam sollten auf einem anderen Teil des Geländes Medien- und Architektenbüros, Gewerbeflächen, Ateliers und die vier für Ausstellungen und Veranstaltungen umgebauten denkmalgeschützten Hallen wirken. Dieser Teil ist bereits genehmigt und wird derzeit realisiert.

Daß der Rest nun scheitern soll, liege aber nicht an der Hochbahn, so deren Sprecher Joachim Häger: „Wir haben derzeit erhebliche Miet-einnahmen vom Bauhaus. Mit dem Grundstücksverkauf würden die wegfallen. Und dann sollen wir das Gelände auch noch für ein Ei und ein Butterbrot abgeben. Das sehen wir nicht ein.“Rückendeckung bekam die HHA von der Finanzbehörde. Sie habe „großes Verständnis, daß die Hochbahn sagt, sie muß wirtschaftlich arbeiten“, erklärte Sprecherin Renate Mitterhuber.

Altonas SPD-Fraktionschef Horst Emmel dagegen hält es für „nicht akzeptabel, daß eine städtische Gesellschaft die Entwicklung eines ganzen Stadtteils blockiert“. Er fordert, „dem Investor ein preislich annehmbares Angebot zu unterbreiten“. Ohnehin, so SPD-Geschäftsführer Stefan Krappa, werde die Hochbahn ihren Gewerbe-Mieter verlieren: Zum Jahresende laufe der Nutzungsvertrag für Bauhaus aus – und eine Verlängerung werde der Bezirk nicht geben, droht auch GAL-Fraktionsvize Olaf Wuttke: „Notfalls weisen wir das Gelände als Stadtbahndepot aus.“Fazit der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde: „Da gibt's wohl Gesprächsbedarf zwischen allen Beteiligten.“