Auf dem Weg ins Frauenwirtschaftszentrum

■ Die Selbsthilfewerkstatt für Frauen, Autofeminista, wird in diesen Tagen 15 Jahre alt

Ohne den besserwisserischen Blick von Männern Autos reparieren können, das ist das Konzept von Autofeminista, der Selbsthilfewerkstatt für Frauen. Nachdem sie fünfzehn Jahre relativ isoliert im Wedding vor sich hingeschraubt haben, erhoffen sie sich nun durch den Umzug ins geplante Frauenwirtschaftszentrum in der Kohlfurter Str. 40/41 in Kreuzberg neuen Schwung in der neuen Umgebung, eine neue Befruchtung ihrer Ideen zu finden. Auch wenn derzeit noch unklar ist, wann sie zusammen mit der Fotografin, der Goldschmiedin, der Architektin, der Unternehmensberaterin, dem Fahrradladen und anderen in das neue Zentrum ziehen können. Denn Baustadtrat Mathias Steffke (CDU) hat Teile des Gebäudes anderweitig vermietet. Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) und die Frauenbeauftragte Petra Koch- Knobel bemühen sich um eine Lösung des Problems.

Sich gegenseitig Wissen weitergeben oder bei Reparaturen helfen, stand immer im Vordergrund bei Autofeminista. Als Anfang der achtziger Jahre Häuser besetzt wurden, suchten sich die Frauen eine Werkstatt und beschlossen, das Patriarchat nicht nur zu bejammern, sondern es auf einem kleinen Feld für sich praktisch aufzuheben. Seither haben auch Externe, also Nichtvereinsfrauen, die Möglichkeit, die Werkstatt zu nutzen – für Autoreparaturen, aber auch rund ums Motorrad.

Anfang der neunziger Jahre kam die Arbeit mit Mädchen hinzu. Es gab Ideen zu neuen Kursen und neuen Kooperationen. So wird z. B. mit „Raupe & Schmetterling“ zusammen nun schon seit zwei Jahren der Reparaturkurs für den Haushalt angeboten, vor einem Jahr kamen die Lötkurse für Frauen hinzu. Ebenfalls gut besucht sind die Schweißkurse.

Nach wie vor gibt es aber für alle die Möglichkeit, mittwochs von 15 bis 19 Uhr die Werkstatt für Auto-, Motorrad- oder Fahrrad-Reparaturen zu nutzen. Ein bis zwei Frauen stehen dort den Ratsuchenden mit Tips und Werkzeug zur Verfügung.

Von Anfang an wollten die Autofeministinnen bei Frauen und Mädchen ein Interesse an Technik wecken. Entgegen dem geschlechtsspezifischen Arbeitsmarkt wollen sie für Mädchen einen Rahmen schaffen, in dem diese die Möglichkeit erhalten, den Umgang mit Werkzeug, technischem Material und handwerklich- technischen Problemen zu erlernen und selbstverständlicher damit umzugehen. Ein öffentliches Plenum findet an jedem ersten Montag im Monat um 19 Uhr statt. Interessierte Frauen sind den alten Häsinnen immer willkommen.

Anläßlich des 15jährigen Jubiläums wurde eine Ausstellung organisiert, die einen Einblick in die Arbeit geben soll. In einem Teil wird dies durch Fotos aus den Kursen erreicht, der andere Teil zeigt Ergebnisse der Arbeit in Form von Ausstellungsstücken. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 24. April in der Begine, danach vom 30. April bis 13. Mai im Foyer des Rathauses Wedding.

Infos: Autofeminista e.V., Prinzenallee 68, 13359 Berlin-Wedding, Tel. 494 25 97

Infos zur Ausstellung: Annette Wolff, Tel.: 618 11 58. Günter Langer