HSV siegt 2:0 über Bielefeld. Und stellt sich dabei nicht einmal geschickt an Von Eberhard Spohd

Menschen in Streßsituationen haben häufig Formulierungsprobleme. Wenn es nach dieser psychologischen Binsenweisheit geht, schläft Ernst Middendorp, Trainer des Quasi-Absteigers Arminia Bielefeld, zur Zeit sehr schlecht. Sätze wie „Die Einschußmöglichkeiten aus fünf oder zehn Metern waren bei den Hamburgern im Vorteil“verdeutlichen, unter welch einem Druck ein Übungsleiter in der Bundesliga stehen kann – vor allem, wenn seine Mannschaft sich nicht an seine taktischen Vorgaben hält.

So hatte es der Hamburger SV am Sonnabend im Volksparkstadion leicht, mit einer nur durchschnittlichen Leistung die schlecht organisierte Abwehr der Ostwestfalen durcheinanderzubringen. Und die waren mit dem 2:0 noch gut bedient: Reihenweise ließen die Hamburger Torchancen aus und machten das Spiel noch einmal spannend, als sie zu Beginn der zweiten Halbzeit eine schöpferische Pause einlegten. Aber ein Tor der Arminen erwarteten wohl nicht einmal deren mitgereiste Fans.

Und während Middendorp auf der Pressekonferenz nach dem Spiel um Sätze rang, stand HSV-Coach Frank Pagelsdorf ganz entspannt Rede und Antwort zur Situation des Vereins. Nein, man sei immer noch abstiegsgefährdet; ja, die Tore waren schön herausgespielt; weiß nicht, warum wir nicht höher gewonnen haben. Dabei wäre vor allem diese Frage leicht zu beantworten gewesen: weil die Stürmer der Rothosen keine ihrer mannigfachen Chancen nutzten. Wenn Anthony Yeboah alleine dem Torwart gegenüber steht und dennoch nicht trifft, wenn Dirk Weetendorf die meisten seiner Zweikämpfe verliert, dann muß man sich über die schlechte Torausbeute nicht wundern. Gegen eine Spitzenmannschaft der Liga – wie zum Beispiel am nächsten Wochenende bei Bayer Leverkusen – werden es die Ochsenzoller nicht so einfach haben. Der Werksmannschaft könnte gelingen, was Middendorp bei seinem Team vermißt: „Einfach mal den Kuchen reindrücken.“

HSV: Butt, Schnoor, Panadic, Hert-zsch, Gravesen, Kmetsch, Dembinski, Spörl (77. Böger), Hollerbach, Yeboah (86. Trejgis), Weetendorf (71. Zeyer)

Bielefeld: Koch, Stratos, Bremke, Maas, Bagheri, Reeb (66. Gerber), Kuntz, Zafirov, Rydlewicz (45. Sternkopf), Daei, Reina

Tore: 1:0 Spörl (28.), 2:0 Dembinski (89.) SR.: Dardenne – Z.: 34.600