Plakat und Gegenplakat

■ Wem gehören die Werbeschilder? „Uns“, sagt die FDP. „Nein, uns“, meint die GAL

Heute ist die Geduld der FDP am Ende. Heute wollen die Freien Demokraten im Bezirk Mitte Hamburgs Grüne anzeigen. Immer wieder, klagt die FDP, bekleben GAL-„Aktivisten“Plakatständer in der Innenstadt, die der FDP gehören. „Das kann kein Zufall mehr sein“, schimpfte am Wochenende der Bezirksvorsitzende und Rechtsanwalt Joachim Sproß.

Erst Ende vergangener Woche war es wieder soweit: „In einer Nacht- und Nebel-Aktion“seien rund 100 FDP-Stellschilder überplakatiert worden – an der Lombardsbrücke, der Esplanade, am Holstenwall und am Millerntor. Wo Einladungen zu Diskussionen und Vorträgen von und mit Freien Demokraten prangten, sind nun „Gegen-Veranstaltungen von Herrn Porschke, Umweltsenator in Hamburg“angekündigt.

Das ist auch richtig so, hält die GAL dagegen. Schließlich „handelt es sich um unsere Stellschilder“, erklärte gestern Landesvorstandssprecherin Antje Radke. „Offensichtlich herrscht Unklarheit, wem welche Plakate gehören. Bei mir haben sich auch schon Leute beschwert, daß die FDP die immer überklebt.“Genau wie die Freien Demokraten glauben die Grünen, die Stellschilder von der Initiative „Mehr Demokratie in Hamburg“gekauft zu haben. Die FDP hat sogar mit Wachsmalstift ihren Parteinamen auf die Rückseiten der Schilder geschrieben.

Während die Regierungspartei angesichts des Wettklebens noch gelassen von einem „Mißverständnis“redet, sieht Joachim Sproß die bundesdeutsche Demokratie gefährdet. Die GAL probe „nicht nur den Ausstieg aus der Atomkraft, nein, auch den Ausstieg aus den demokratischen Regeln mit dem politischen Gegener“, wütete er und stellte den Grünen ein Ultimatum: Bis heute nachmittag soll sie „den Originalzustand der Plakatständer wiederherstellen“und versprechen, nie wieder ein fremdes Poster überzukleben. Pro erneutem Verstoß soll sie 1000 Mark zahlen.

Sproß ist von der Plakat- und Gegenplakataktion direkt betroffen: Unter anderem wurden viele Schilder überklebt, auf denen er als Direktkandidat für den Bundestag seine Veranstaltung angekündigt hatte – unter dem Titel: „Ich bin nicht grün mit denen“. Judith Weber