Mexiko weist zwölf Ausländer aus

■ Die Regierung wirft internationalen Beobachtern politische Aktivitäten vor. Sie hatten an einem Treffen in Chiapas teilgenommen

Mexiko-Stadt (AFP) – Die mexikanische Regierung hat ihr Vorgehen gegen Ausländer verschärft, die im Bundesstaat Chiapas als „internationale Beobachter“ tätig sind. Die Regierung verfügte am Sonntag abend die Ausweisung von zwölf Ausländern, die am Vortag in Chiapas festgenommen worden waren. Zur Begründung der Maßnahme sagte ein Sprecher des Innenministeriums, die Betroffenen hätten gegen die mexikanische Verfassung verstoßen und sich unerlaubt politisch betätigt.

Die Ausländer, darunter eine Deutsche, hatten als Vertreter regierungsunabhängiger Organisationen der Ausrufung einer „autonomen Gemeinde“ durch Anhänger der zapatistischen Rebellen beigewohnt. Die Polizei griff zudem zwei Fotografen internationaler Nachrichtenagenturen an, die den Abflug der festgenommenen Ausländer von Chiapas nach Mexiko-Stadt fotografieren wollten.

Die Ausländer waren am Samstag festgenommen worden, als rund 800 Soldaten und Polizisten eine sogenannte autonome Gemeinde von Anhängern der Zapatistenrebellen in Taniperlas stürmten. Die Festgenommenen hätten an der Begründung einer illegalen Verwaltung mitgewirkt, sagte der Regierungssprecher in Mexiko- Stadt. Die Einrichtung neuer Gemeinden stehe nur den gewählten Parlamenten zu. Die mexikanischen Behörden gehen seit einigen Monaten verstärkt gegen Ausländer in Chiapas vor, denen sie Zusammenarbeit mit den Rebellen des Zapatistischen Nationalen Befreiungsheeres (EZLN) vorwerfen.

Die Aktion vom Samstag war die erste gegen die „autonomen Gemeinden“, von denen seit dem Zapatistenaufstand vor vier Jahren in Chiapas gegründet wurden. Der südmexikanische Bundesstaat ist einer der ärmsten Mexikos. Seit 1994 kämpft das EZLN für die Rechte der verarmten Landbevölkerung und macht die seit sieben Jahrzehnten in Mexiko regierende Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) für die Mißstände verantwortlich.

In einer Erklärung, die sie kurz vor ihrem Abflug aus der Landeshauptstadt Tuxtla Gutierrez der Presse überreichten, klagten die Ausländer über ihre Behandlung durch die Behörden. Nach ihrer Festnahme seien sie stundenlang in Polizeigewahrsam gewesen, ohne zu erfahren, was ihnen vorgeworfen wurde. Wiederholt hätten sie nach einem Anwalt gefragt und verlangt, mit ihren Botschaften telefonieren zu können, jedoch nie eine Antwort erhalten.