Feine Familienbande

■ Der Keyboarder Money Mark über die Beastie Boys, Musikmachen ohne Kontrolle und alte Errungenschaften

Der Keyboarder der Beastie Boys! Das goldene Tablett, auf dem uns Mark Ramos Nishita gereicht wird, ist ebenso naheliegend wie irreführend. Es stimmt natürlich. Doch genausowenig wie das dreiköpfige New Yorker Rolemodel für bedingungslosen Spaß steht, ist Money Mark ein über sein Mitwirken hinausgehender Teil der dynamischen Familie. Vielmehr hält sich der Sohn eines Japaners und einer Mexikanerin möglichst fern vom popkulturellen Overkill. Sein Leben ist kalifornisch-ländlich, etwas esoterisch und übervoll mit Songs, die auf der ersten Platte ob ihrer fragmentarischen Kürze noch als halbelektronische Cut & Paste-Kunst zu verstehen waren, jetzt jedoch unter dem Titel Push The Button vollständig ausformuliert wurden. Kein HipHop, keine exponierte Jugendkultur, sondern seriöses, gitarrengetragenes Songwriting.

taz hamburg: Du hast deine Platte ganz allein aufgenommen. Ist das deine Welt, zu der niemand sonst Zugang hat?

Money Mark: Ja, absolut. Da wir die Technik haben, kannst du die Arbeit mit der eines Malers vergleichen. Du bleibst in deinem Raum und guckst aus dem Fenster...

Dir fehlt keine Diskussion oder Kritik im Prozeß des Aufnehmens?

Diese Auseinandersetzung führe ich mit mir selbst. Der Songwriter spricht mit dem Engineer und dem Produzenten. Und alles bin ich.

Du hast also einige Spiegel zu Hause.

Maschinen. Du mußt oft den Gang wechseln. Vielleicht wäre ich schon verrückt, wenn ich das nicht machen könnte.

Es scheint, daß Money Mark im Vergleich zur ewigen Pubertät der „Beastie Boys“das erwachsenere Modell ist.

Oh, ich muß die Beastie Boys als Referenz benutzen. Naja, ich bin älter als sie. Außerdem sind die Beastie Boys drei, und es gibt Sachen, die wegen dieser Konstellation weiterleben, die eine Gruppentradition beschwören. Als Einzelperson bin ich da sicherlich beweglicher. Aber es ist auch eine ganz andere Geschichte. Sie sind an der Ostküste aufgewachsen, ich in Kalifornien, was vielleicht mehr mit Natur zu tun hat, auf jeden Fall mehr mit Raum. Und Sonne.

Die Referenzen zur Musikgeschichte sind nicht zu überhören. Würdest du sagen, daß du ein Nostalgiker oder retro bist?

Was ich nicht wollte, ist, exakte Elemente anderer Zeiten zu übernehmen, das ist, was ich unter retro begreife. Es ging mir eher darum, in den Geist früherer Zeiten hineinzukommen. Ansonsten glaube ich, daß wir zur Zeit an einem Wendepunkt angelangt sind. Nicht nur bezüglich Kunst und Musik, sondern auch, was Wissenschaft und Medizin angeht, passieren Sachen wie die Rückbesinnung auf Heilkräuter trotz der Pharmaindustrie. Es geht darum, daß man mit Technologie nicht weiterkommt. Wenn du an diesem Punkt angelangt bist, ist es an der Zeit, dir anzuschauen, was hinter dir liegt. Holger in't Veld mit Buffalo Daughter: Mo, 20. April, 21 Uhr, Mojo Club