Sitz! Siitz! Siiiiittzz!

Topmodells bei der Arbeit: Ein Wilhelmsburger Foto-Studio knipst Hunde, Katzen, Schlangen und Kaninchen – als Werbegag  ■ Von Silke Mertins

Paula ist nicht irgendein Hund. Weil ihr wunderbares sandfarbenes Fell so gut mit einem topmodischen Kamelhaarmantel harmonierte, durfte sie schon einmal für eine große deutsche Frauenzeitschrift posieren. Als Lohn gab's 35 Dosen Chappie und einen großen, geräucherten Kalbsknochen. Auch als Anschauungsobjekt einer wichtigen Tageszeitung hat sich die Labradorhündin längst bewährt. Kurz: Paula ist ein Topmodell.

Bestens geeignet also, um sich für das Wilhelmsburger „Foto-Studio“zur Verfügung zu stellen. Noch bis Ende April werden dort Hunde, Katzen, Schildkröten, Kaninchen, Schlangen, Papageien, Ponys und was sonst in den Laden reinpaßt, abgelichtet, um eine Ausstellung zusammenzustellen – als Werbegag in eigener Sache. Diesmal sollte es nur ein gerahmtes Foto zum Sonderpreis als Gegenleistung geben – aber sei's drum.

Fotografin Britta Voß greift in die Leckerchen-Tüte. Paulas Herz fliegt ihr augenblicklich zu. Tiere abzulichten, sagte Britta Voß, ist „wie Kinder zu fotografieren“. Da braucht man „viel Geduld“, denn beide Modell-Gruppen „bleiben nicht einfach sitzen“. Paula, als gut erzogener Hund, natürlich schon; sie kann auch „Platz“und „Bleib“und „Hopp“und gib' Pfötchen. Wie andere Vierbeiner einfach im Foto-Studio das Bein zu heben – „wir sitzen hier oft mit dem Lappen und schrubben“– fiele ihr nicht ein.

Nun wird der Hintergrund ausgesucht. Graumeliert oder schwarz? Paula steht einfach alles. Anschließend muß das Tier in Position gebracht werden. Hierher Paula, schön bei Fuß. Jetzt: Sitz. Flugs hinter die Kamera. Britta Voß schnalzt. Ein Leckerchen wird hochgehalten. Paula kommt freudig angelaufen. Ach, Paula! Noch einmal von vorn. Paula sitzt wieder – sprungbereit. Man weiß ja nie. Erst hebt sich der Hundehintern ganz langsam. Man robbt vorwärts. Paula, sitz! Siiitz! Siiiiittzz!!! Sie sitzt. Na also, es geht doch.

Jetzt muß ein anderes Motiv her. Ein Gartenzaun vielleicht, über den Paula kokett drüber linst? Beim ersten Versuch springt Paula über den Zaun. Beim zweiten ist Frauchen im Weg. Beim dritten glaubt die Fotografin, Glück gehabt zu haben. Nun vielleicht noch ein Plüschgefährte dazu? Paula ist begeistert. „Nicht fressen!“wird sie gemahnt. „Aus, aus, aus!“Naja, das bißchen Sabber.

Doch, doch, Paula habe sich sehr gut geführt, sagt Britta Voß. Wirklich, ein ausgezeichnetes Modell. Die Schlangen zu fotografieren, die die Zirkusleute gebracht haben, war auf jeden Fall schwieriger. Kein Zweifel: Paula steht am Anfang einer großen Karriere.

Foto-Studio, Wilhelm-Straus-Weg 8,