Wie in der Grundschule

■ Innensenator Wrocklage zieht Bilanz zum Datenskandal bei der Polizei

„Wir hätten viel früher auf externe Qualitätsprüfer zugreifen müssen, um der Betriebsblindheit zu begegnen.“Polizeipräsident Ernst Uhrlau brachte gestern auf den Punkt, was die Berufsverbände Innensenator Hartmuth Wrocklage seit Tagem vorwerfen. Nämlich Millionen für die hausinterne Entwicklung neuer, aber untauglicher Computersysteme verschleudert zu haben. Dafür, so Wrocklage, „trage ich als Senator die politische Verantwortung“.

„Fachlich“weist der SPDler jedoch jede Schuld von sich. Erst Ende vorigen Jahres, kurz vor der geplanten Inbetriebnahme der überarbeiteten Personenauskunftsdatei „Polas“, sei er davon informiert worden, daß die Termine nicht eingehalten werden können. Der Software Hersteller „ATB“soll nun bis Juni eine intakte polizeitaugliche „Basisversion“im Großrechner installieren. Mehrkosten: zwei Millionen Mark. Dafür soll die neue Version nicht so anwenderunfreundlich und schwerfällig sein wie Polas. Vielleicht klappt dann auch die Verbindung zum BKA-Info-System „Inpol“.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) warf Wrocklage gestern Verschleierung vor. Schließlich habe der Senator zwei Jahre lang Meldungen über Probleme mit der Software ignoriert. Schon damals, so der BDK, hätte der Senator sich um Qualitätssicherung bemühen müssen.

Software-Experten prüfen nun zwei Alternativen: Mit den Programmen weitertüfteln oder mit moderner Software von vorne anfangen. „Umgestiegen werden muß“, glaubt ATB-Manager Uwe Kirchhoff. „Diese Technologie kriegen sie nicht einmal mehr in der Grundschule vorgesetzt.“Eine „Inhaus-Entwicklung“wird es laut Wrocklage nicht mehr geben – um nicht nochmals 90 Millionen Mark in den Sand zu setzen. kva