Vorgeschmack auf einen monatelangen Expo-Stau

■ Die Weltausstellung in Hannover investiert 20 Millionen Mark für eine Imagekampagne

Hannover (taz) – Einen „Vorgeschmack auf die Zukunft“ will die hannoversche Expo-Gesellschaft mit einer Imagekampagne geben. Bis Jahresende sollen 350 Fensehwerbespots und 107 doppelseitige Anzeigen in Zeitschriften den Bundesbürgern Lust auf die Weltausstellung im Jahr 2000 in Hannover machen. Häuser, aus einem großen Kaktus herauswachsend, sollen für Gebäude ganz aus nachwachsenden Rohstoffen werben. Mit einem Flugzeug, das aus einer Mineralwasserflasche betankt wird, preist eine Anzeige Wasserstoff als den Flugzeugtreibstoff der Zukunft an. Dabei wird in der 20 Millionen Mark teuren Imagekampagne natürlich nur das präsentiert, was später auch auf der Expo selbst zu sehen sein wird, behauptet Expo-Sprecher Michael Sasse. Mit den Fernsehspots, die ab Mai in ARD, ZDF und zwölf Privatsendern laufen, will die Expogesellschaft dann den Vorverkauf der 69 Mark teuren Weltausstellungskarten anschieben, der ab Juni beginnen soll.

Einen Vorgeschmack auf die Expo selbst konnten die Einwohner Hannovers kürzlich bekommen: Bei der Computermesse Cebit stauten sich Tag für Tag rund ums Messegelände kilometerlang die Autos. Nach sieben Tagen Verkehrschaos sprach selbst der ADAC von einer mißlungenen Expo-Generalprobe. Schließlich soll die Weltausstellung von Anfang Juni bis Ende Oktober 2000 auf und neben dem hannoverschen Messegelände stattfinden. Dabei zählte die gesamte Cebit in einer Woche zusammen 650.000 Besucher, während bei der Expo an einzelnen Spitzentagen bis zu 450.000 Besucher erwartet werden.

Während selbst der hannoversche ADAC fünf Monate Verkehrschaos rund um das Weltausstellungsgelände für unzumutbar hält, will die Weltausstellungsgesellschaft die Expo-Anreise per PKW längst nicht mehr behindern. Kein Wunder: Im Expo-Aufsichtsrat ist die Automobilindustrie deutlich überrepräsentiert. Ursprünglich sollten Expo-Eintrittskarten nur zusammen mit Fahrscheinen für eine Hannover-Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu haben sein. Mit dem eigenen PKW dürften lediglich Behinderte zu der Ausstellung anreisen, hieß es in den ersten Expo-Werbebroschüren der Landesregierung.

Inzwischen kämpft die Expo GmbH heftig für mehr Parkraum. Waren ursprünglich 25.000 Einstellplätze rund ums Messegelände während der Weltausstellungszeit geplant, so rechnet Expo-Sprecher Sasse jetzt damit, daß in der Umgebung des Weltausstellungsgeländes 75.000 PKW parken können. Für das Personal der Weltausstellung oder auch für die Medienvertreter sind dabei allein 15.000 Parkplätze vorgesehen. Einen Parkschein für die übrigen Plätze werde nur der erhalten, der mindestens drei Eintrittskarten kaufe, sagt der Expo-Pressesprecher. An den Wochenenden, an denen weit mehr als die durchschnittlich 300.000 Expo- Besucher erwartet werden, sollen außerdem noch zahlreiche Park- and-Ride-Plätze im hannoverschen Stadtgebiet den Expo-Automobilisten offenstehen. Die Parkplätze der großen hannoverschen Betriebe sollen samstags und sonntags Autos von Expo-Besuchern aufnehmen.

Daß die Landesregierung einst eine Weltausstellung ohne Individualverkehr versprochen hatte, stört die Expo-Gesellschaft nicht. „Diese Versprechen haben nicht wir abgegeben, damals gab es die Expo GmbH noch gar nicht“, sagt Sasse. Jürgen Voges