Drohender Punktverlust

■ Streit schwächt die CDU in Sachsen-Anhalt

Die CSU-Angriffe auf Wolfgang Schäuble rauben der CDU in Sachsen-Anhalt die letzten Chancen. Bei der Landtagswahl am 26. April könnten die Christdemokraten mit 20 Prozent sogar hinter die PDS zurückfallen. Christoph Bergner, stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU und Spitzenkandidat in Sachsen-Anhalt, spricht von einem „Schaden für die Wahlaussichten“. Daß bayerische Versprechen nur eine begrenzte Haltbarkeitszeit haben, weiß er spätestens seit gestern. „Der (unionsinterne) Streit ist beendet“, hatte der CSU-Generalsekretär Bernd Protzner dem besorgten Bergner noch am Dienstag morgen am Telefon geschworen. Doch nur wenige Stunden später feuerten Mitglieder der bayerischen Staatsregierung neue Breitseiten: „Das Problem Schäuble sitzt tief.“

Daß die CSU im Bemühen, das eigene Profil zu schärfen, wenig Rücksicht auf die Nöte der Ost- CDU nimmt, verstimmt diese zusehends. Die „Regionalpartei CSU“ habe noch nie Verständnis für die Lage in den neuen Ländern gehabt, schimpft Paul Krüger. Der Sprecher der ostdeutschen CDU- Politiker im Bundestag erinnerte in diesem Zusammenhang an bayerische Versuche, die Sozialkassen zu regionalisieren, und an die „Neiddiskussion um die Ostrenten“. Krüger vermutet, die CSU habe auch deshalb Vorbehalte gegen Schäuble als Kohlnachfolger, weil dieser sich immer wieder besonders für Ostdeutschland stark mache.

In der Tat führt die Demontage Schäubles die Wahlkampfstrategie der CDU Sachsen-Anhalts ab adsurdum. Die setzte weniger auf den angeschlagenen Helmut Kohl als auf Schäuble. Spitzenkandidat Bergner hatte seinen Wahlkampf in Magdeburg demonstrativ gemeinsam mit Wolfgang Schäuble eröffnet. Robin Alexander