: Bratwurst gegen den Sittenverfall
■ HSV-Trainer Möhlmann ist besorgt: Die meisten Fußballspieler sind zu egoistisch
Vorhersagen sind stets mit Vorsicht zu genießen. Denn, so ein berühmter Mensch, Prognosen sind eine unsichere Angelegenheit, vor allem, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Nämliche soll für Benno Möhlmann nicht allzu rosig werden, wenn man einigen Propheten glauben will, die allesamt dem HSV-Trainer dasselbe geweissagt haben, wenngleich in sprachlich unterschiedlicher Form.
Max Merkel poltert via Bild, es gebe für das Team vom „unfähigen Bratwurst-Benno“ keine Rettung vor dem „Untergang“. Wieso das, wo bleiben die Beweise? Kann ja jeder kommen. Friede, ein kurzer Blick ins Sonderheft 95/96 des Kicker-Sportmagazins langt, Zahlen lügen nie: Schulnote 3 für die Mannschaft, macht Platz 15 mit der Option auf Liga zwo. Möhlmann himself kommt nur scheinbar besser weg: Krumme Zweikommadrei machen den morgen 41 Jahre alt Werdenden zum schlechtesten Bundesliga-Coach.
Solcherlei Im-Nebel-Herumgestochere könnte den seit September 1992 beim HSV tätigen Übungsleiter eigentlich kalt lassen, weil: siehe Textanfang. Tut es aber nicht, denn der ehemalige HSV-Profi ist ein ernster Mensch, den die Sorge um den Verfall der Sitten umtreibt. „Die Mehrzahl der Spieler ist egoistischer, als ich es in meiner aktiven Zeit selbst war“, klagt der Ulrich Wickert der Trainerzunft in der Welt am Sonntag, „offenbar sind klare Richtlinien notwendig.“ Eine eher unpräzise Aussage. a) Um wieviel Prozent ist das Ego gewachsen?, b) weshalb? und c) welche Vorgaben sind gemeint? Herr Möhlmann, klären Sie uns auf, wir wollen hier schließlich keine weiteren Mutmaßungen anstellen. cleg
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