■ Aus 55 Gramm Kartoffelpulver und 80 Gramm Wasser formt ein neu entwickelter Automat auf Knopfdruck in 80 Sekunden 36 Kartoffelstäbchen
: Die Frittenmaschine

taz: Wo wird Ihre Firma Tégé den ersten Pommesautomaten aufstellen?

Patrick Bigger: Wir fangen in England an. Dort haben wir vor drei Wochen den ersten Automaten in der Nähe von Nottingham in einem Vergnügungszentrum aufgestellt. Die nächste Maschine kommt in ein Großkino mit 1.200 Plätzen. Wir werden Ende April in die Schweiz gehen, dann werden wir Deutschland bearbeiten und am Schluß Frankreich.

Wie werden Ihre Pommes hergestellt? Sitzt da ein Sklave drin und schält Kartoffeln?

Da sitzt natürlich kein Sklave drin. Das Kartoffelpulver, das Nestlé exklusiv für uns herstellt, wird in einen Zylinder geschossen und mit Wasser verrührt. Innerhalb von 16 Sekunden bildet sich eine harte Masse, die durch ein Sieb gedrückt wird. Die fallen dann unten in ein Körbchen ins Ölbad, und in 80 Sekunden haben Sie die erste Portion Pommes. Sie können vier Portionen gleichzeitig bestellen, wenn zum Beispiel mehrere Leute vor der Maschine stehen. Da kommt dann schon 20 Sekunden nach der ersten Portion die zweite raus, dann die dritte und so weiter.

Und jedes Mal exakt 36 Kartoffelstäbchen. Warum gerade 36?

Das ist die ideale Menge für einen Snack. Es sind 110 Gramm, das entspricht etwa einer großen Pommesportion bei McDonald's.

Ihr Automat soll einen „Überschwemmungsschalter“ haben. Das hört sich schrecklich an.

Wir haben mit jeder Portion 85 Gramm Wasser und 55 Gramm Kartoffelpulver, das zu 95 Prozent aus reiner Kartoffel besteht, der Rest ist Stärke. Wenn Sie das ins Öl werfen, verlieren Sie 40 Gramm Wasser und nehmen 10 Gramm Öl auf. Das Wasser wird durch einen Kondenser abgetrennt vom Öl und in einen Behälter geleitet. Das ist wie beim Auto, da haben Sie auch einen Kondenser. Und dieser Wasserbehälter muß entsorgt werden. Es gibt keine Überschwemmungen.

Wie sieht die Wartung aus, wie oft machen Sie Ölwechsel?

Der Ölwechsel geschieht zwischen 2.500 und 3.000 Portionen.

So spät? Da ist das Öl längst ranzig.

Es ist nicht ranzig.

Warum?

Wenn Sie sich eine normale Friteuse anschauen, dann arbeitet die mit Heizstäben in der Mitte. Sie haben etwa 195 Grad beim Öl, aber die Heizstäbe sind 600 Grad heiß. Mit solch einer enormen Hitze zerschlagen Sie die Moleküle im Umfeld der Heizstäbe, das Öl wird alt. Meine Firma, die Tégé, hat ein Patent für eine neue Art der Erhitzung mit einem Heizband rund um die Ölwanne entwickelt. Wir können das Öl sanfter behandeln. Außerdem pumpen wir immer frisches dazu, weil mit jeder Portion Pommes auch etwas Öl entnommen wird. Zudem schießen wir das Öl durch einen Filter, der es bis zu Temperaturen von 200 Grad filtern kann. Das ist revolutionär.

Wie ist denn die Akzeptanz für Ihren Automaten in Nottingham?

Sehr, sehr gut. Wir machen täglich etwa 50 Portionen.

Die Pommesverkäufer werden joblos?

Die werden nicht arbeitslos. Die haben einen ganz anderen Markt. Wir bieten eine zusätzliche Snackform an. Unsere Maschine wird dort aufgestellt, wo sich eine Bude nicht rentiert. Das belebt den Markt. Burger-King und McDonald's sind doch heute die Frittenkönige. Aber wir wollen der Frittenkaiser werden.

Noch mehr Pommes. Wollen Sie den Esser endgültig in den Fett-Tod treiben?

Ich treibe niemanden in den Fett-Tod. Unsere Pommes werden ja in Pflanzenöl gemacht. Das ist sehr gut und hat weniger Fett.

Wie schmecken denn nun Ihre Pulverpommes?

Sie schmecken etwa wie eine Qualität von McDonalds. Eine Ofenfritte aus Ihrer Küche zu Hause schmeckt sicher anders, aber mit einer herkömmlichen Fastfoodfritte können wir uns ganz gewiß vergleichen. Den Kindern schmeckt es jedenfalls. Die lügen nicht. Interview: Manfred Kriener

Patrick Bigger ist Generaldirektor der Firma Tégé