Landlose Bauern gegen ungestrafte Mörder

■ Weltweite Aktion am zweiten Jahrestag des Massakers von Eldorado dos Carajás

Berlin (taz) – Stacheldraht ist das Symbol, mit dem die internationale Menschenrechtsorganisation „FIAN – Food First Informations- und Aktions-Netzwerk“ zusammen mit der weltweiten alternativen Bauernbewegung „La Via Campesina“ gestern vor der brasilianischen Botschaft in Bonn die Kampagne „Brot, Land und Freiheit!“ eröffnete. Anlaß ist der zweite Jahrestag des Massakers von Eldorado dos Carajás in Brasilien, bei dem am 17. April 1996 Militärmilizen 19 Mitglieder der Landlosenbewegung MST ermordeten und 69 verletzten. Sie hatten brachliegendes Land eines Großgrundbesitzers besetzt.

In zehn Ländern Europas, Asiens und Amerikas wird den brasilianischen Botschaftern eine Petition überreicht, deren wichtigste Forderungen die umgehende Ansiedlung landloser Familien auf ungenutzten Flächen und eine umfassende Agrarreform sind. Den Großgrundbesitzern sollen mit der Reform den Flächen abgenommen werden, die sie nicht nutzen oder sich gesetzwidrig angeeignet haben. In Deutschland wurde La Via Campesina bei der Aktion von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) vertreten. Zeitgleich fand in Brasilien eine Sternwanderung der Landlosen auf die Hauptstadt Brasilia statt. Die Landlosenbewegung kämpft seit Jahren für eine gerechtere Landverteilung, indem sie brachliegende Ländereien von Großgrundbesitzern besetzt.

Etwa 100 Millionen Hektar Land liegen in Brasilien brach und könnten an die etwa 4,8 Millionen landlosen Familien vergeben werden. So könnte sich jede mit durchschnittlich etwas mehr als 20 Hektar Land eine Existenz aufbauen.

Die schon lange angekündigte Reform wird momentan nur punktuell zum Befrieden von lokalen Unruhen oder gar Aufständen benutzt. Die Minister für Justiz und Landfragen, so die Petition, leisteten den Großgrundbesitzern sogar Schützenhilfe. Sie hätten die Minister für öffentliche Sicherheit angewiesen, sich bei der Räumung besetzter Ländereien paramilitärischer Milizen zu bedienen. 153 solcher Milizionäre sind wegen des Massakers vor zwei Jahren vor des Mordes angeklagt. pos