Staudammsaboteure müssen hinter Gitter

■ Spanisches Gericht ahndet zuerst Fesseln eines Wachmannes, nicht Sachbeschädigung

Madrid (taz) – Das Provinzgericht im nordspanischen Pamplona verurteilte am Donnerstag nachmittag acht militante Umweltschützer zu vier Jahren und zehn Monaten Haft.

Sie hatten vor zwei Jahren mit einer spektakulären Sabotageaktion den Bau eines Staudammes zum Erliegen gebracht. Doch das Urteil lautet nicht etwa auf Sachbeschädigung, sondern auf Freiheitsberaubung.

Als die acht in den frühen Morgenstunden des 6. April 1996 auf das Baugelände des Staudammes im Pyrenäental von Itoiz eindrangen, überwältigten sie einen Wachmann und fesselten ihn an Händen und Füßen. Erst danach kappten sie mit Trennschleifern die Stahlseile einer Transportseilbahn, die das 900 Meter breite Tal überspannten. Die durchtrennten Seile zerstörten auf ihrem Weg hinab ins Tal ein auf dem Gelände errichtetes Betonwerk. Folgen: ein Jahr Baustopp und 21 Millionen Mark Schaden.

Die Gruppe „Solidarisch mit Itoiz“ filmte ihre Sabotage und die anschließenden Festnahmen. Mit dem Anklagepunkt der Freiheitsberaubung und den damit verbundenen hohen Haftstrafen hatten die acht nicht gerechnet. Für die eigentliche Sabotage erhielten sie nur eine Geldstrafe von 6.000 Mark sowie fünf Wochenendarreste. Außerdem sollen sie knapp vier Millionen Mark Schadenersatz an den Staat zahlen. Die Anwälte haben bereits Berufung eingelegt.

„Die Schäden durch die Sabotage sind wesentlich geringer als die, die der Weiterbau verursacht“, heißt es in einer Erklärung des „Bündnisses gegen Itoiz“. Für die darin zusammengeschlossenen Bürgerinitiativen haben die acht Saboteure nichts weiter getan, als ein Urteil des höchsten spanischen Gerichts, der Audiencia Nacional in Madrid, umgesetzt.

Danach darf der Stausee nicht über zehn Prozent der ursprünglich vorgesehenen Menge hinaus gefüllt werden, um drei Naturschutzgebiete zu retten. Ein Baustopp bis zum Berufungsurteil vor dem Verfassungsgericht trat aber nicht in Kraft, da das Bündnis nicht über die vom Richter geforderten 290 Millionen Mark Kaution verfügte. Reiner Wandler