Tibeter im Hungerstreik

■ Sie fordern Eingreifen der UNO

Berlin (taz) – Sechs Exil-Tibeter im Alter zwischen 25 und 70 Jahren sind seit dem 10. März in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi im Hungerstreik. Sie fordern von den Vereinten Nationen, einen Sonderbotschafter zur Untersuchung der Menschenrechtslage im von China annektierten Tibet einzusetzen, ein Referendum über den Status Tibets zu organisieren und eine neue Tibet-Resolution in der Vollversammlung zu diskutieren. Da China einen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat hat, dürften die Chancen hierfür gering sein. Die fünf Männer und eine Frau, die den bisher längsten Hungerstreik von Tibetern im Exil durchführen, erklärten, sie seien bereit zu sterben. UN-Generalsekretär Kofi Annan und die UN-Kommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, forderten die sechs inzwischen auf, ihre Aktion zu beenden.

„Annan und Robinson sind in ihren Stellungnahmen überhaupt nicht auf unsere Forderungen eingegangen“, sagte Tseten Norbu, der Vorsitzende des tibetischen Jugendkongresses, der den Hungerstreik organisiert, enttäuscht zur taz. Der US-Schauspieler und Dalai-Lama-Freund Richard Gere, US-Kongreßabgeordnete, Europaparlamentarier und australische Senatoren haben den Hungerstreikenden ihre Solidarität ausgesprochen. Dagegen lehnt der Dalai Lama den Hungerstreik als Form von Gewalt ab. Er forderte die sechs bei einem persönlichen Besuch auf, die Aktion zu beenden. Im Gegensatz zu früheren Hungerstreiks gaben die sechs aber der Forderung bisher nicht nach. Ihre Lage wird jetzt kritisch. Sven Hansen