■ Nachschlag
: Back in business: Billige T-Shirts von Run DMC in der Arena

Gedränge gab es beim Konzert von Run DMC am Freitag abend in der Arena nur am Ende, und zwar am Merchandising-Stand: Da reckten Hunderte von Leuten ihre Zwanzigmarkscheine in die Höhe, um ein Adidas-T-Shirt mit „Run DMC“-Logo zu ergattern. Ein Angebot, fürwahr, normalerweise kosten solche T-Shirts mindestens dreißig Mark. Ein Angebot aber, das seinen Grund hatte: Die Show der New Yorker HipHopper fiel technischen Problemen zum Opfer, nach sechs, sieben Tracks war die Chose mehr oder weniger gelaufen. Denn trotz der üblichen Durchhalteparolen wie „Make some noise!“, trotz einiger Scratch-Einlagen an den Plattentellern, trotz anderer Mätzchen: Run DMC gelang es nicht, ihren Auftritt einigermaßen zu retten. Sie bestätigten, daß ihr guter Ruf auf so manchem Mißverständnis beruht.

Nachdem ein flotter Remix ihres 83er Tracks „It's Like That“ sie dieses Jahr in die Charts katapultierte, galten Run DMC einmal mehr als Ikonen des Old-School-HipHops, als Altmeister, die für die alten, heiligen und wahren HipHop-Werte wie Freestylen, Breakdancen, Deejayen und Sprayen einstehen. Doch auch wenn sie Mitte der Achtziger HipHop mit harten Beats und noch härteren Rockgitarren einen neuen Schub gaben, spätestens seit ihrem 86er-Hit „Walk This Way“ gehören sie zum Mainstream-Establishment, spätestens mit ihrem Song „My Adidas“ und ihrem offen zur Schau gestellten Faible für ebendiese Sportswear, für Goldketten und Mercedes, hatte HipHop seine Unschuld verloren.

Bei ihrer Show in der Arena nun war zuerst Nostalgie Trumpf, da trugen die drei Herren ihre Lieblingskleidung auf der Bühne spazieren und spielten und rappten ihre alten Hits, neben „It's Like That“ auch „King of Rock“ und „Mary, Mary“. Immerhin so, daß die älteren Zuschauer sich an früher erinnern konnten und die jüngeren ahnten, was sie seinerzeit verpaßten. Und als dann die Versuche auf der Bühne, die Party zu retten, immer peinlicher wurden, kam die T-Shirt-Aktion: cool und ohne Worte des Bedauerns mitgeteilt. Pfiffe aber gab's kaum, alle wollten T-Shirts. Und stellten sich ein zweites Mal an, um es signieren zu lassen. Ein gelungener Abend also, wer will da meckern? Ein Abend, an dem Run DMC eindrucksvoll bewiesen, daß sie, um es mit den Kollegen von EPMD zu sagen, „back in business“ sind. Gerrit Bartels