22 Nullen stehen

■ Selbst Farbverwirrung führt bei Karlsruhes 0:0 gegen Schalke nicht zu einem bunten Spiel

Karlsruhe (taz) – Herbert Fandel ist gewohnt, daß alles schön geordnet ist. Der Mann aus Kyllburg ist im richtigen Leben Pianist und deshalb darauf bedacht, daß farblich alles zueinanderpaßt. Nicht auszudenken, was passierte, wenn aus den schwarzen Tasten weiße und aus den weißen schwarze gemacht würden. Es klänge falsch, wenn das C ein Cis wäre, und ganz bestimmt würden die Leute von Herrn Fandel dann denken, daß er ein schlechter Pianist sei.

Genau diese Gefahr sah Herr Fandel, der im unrichtigen Leben Fußball-Schiedsrichter ist, vorher, als er am Samstag damit drohte, die Partie im Karlsruher Wildparkstadion nicht anzupfeifen. Zu ähnlich, ließ er wissen, seien ihm die Leibchen von Karlsruhern (blaue Nummer auf weißem Shirt) und Schalkern (weiße auf Blau), zu viele Fehlpässe dadurch zu befürchten. So mußten sich die Schalker kanarienvogelgelbe Ersatzhemdchen von den Karlsruhern leihen, schon um den gestrengen Herrn Fandel zufriedenzustellen.

Genutzt hat es nichts, denn Fehlpässe gab es auch so en masse. Viel schlimmer noch aber war, daß die beiden Mannschaften gar nicht so richtig gegeneinander spielen wollten. Woran Herr Fandel kaum schuldlos war. Denn was er nicht berücksichtigt hatte, war die Tatsache, daß qua Trikot nun elf Karlsruher gegen elf Karlsruher spielten – und so gar keine Mannschaft gewinnen konnte. Einer der ersten, der das bemerkte, war der ZDF- Reporter, der Schalkes Johann de Kock fragte, ob das furchtbare Spiel genau deshalb so furchtbar gewesen sei. „Wir hatten Probleme“, sagt de Kock artig, „die richtige Spielweise zu finden, weil nur Karlsruher Spieler auf dem Platz waren.“

Das andere Problem der Partie dürfte gewesen sein, daß beide Mannschaften die Hosen voll hatten. So jedenfalls darf Olaf Thons Spielbeurteilung gewertet werden, der feststellte, „daß wir ins Spiel gegangen sind, um die Null zu halten, nachdem wir zuletzt in zwei Spielen sieben Gegentore kassieren mußten.“ Da auch die Devise der abstiegsgefährdeten und in eigener Hütte zuletzt viermal geschlagenen Karlsruher eine ähnliche war (KSC-Trainer Jörg Berger: „Wir haben zu Hause zu null gespielt, das ist ein Schritt nach vorne“), entspann sich eine Nullnummer von der entsetzlichsten Art. Daß es am Ende dafür für beide Mannschaften einen Punkt gab, ist das eigentlich traurige. Frank Ketterer

FC Schalke 04: Lehmann – Thon – de Kock, Linke – Latal (57. Kurz), Eigenrauch, van Hoogdalem, Büskens – Wilmots (65. Klujew) – Goossens, Eijkelkamp

Zuschauer: 33.800 (ausverkauft)

Karlsruher SC: Jentzsch – Wittwer – Regis, Reich – Metz (65. Gilewicz), Ritter, Häßler, Nyarko, Keller – Guie-Mien, Schroth